Ein Vereinspräsident und ein Fussballexperte zanken sich seit Monaten. Der Präsident sieht rot und verteilt mal eben locker ein paar kleine Ohrfeigen – grosses Pech dabei, die Kameras eines Fernsehsenders laufen mit. Und noch mehr Pech, die grösste Boulevardzeitung der Schweiz ist genau so ausschliesslich ein Kritiker der Situation um diesen Fussballclub.
Ich will auf keinen Fall das Verhalten billigen – es geht nie und nirgends dass Fäuste für Gerechtigkeit stehen. In diesem Fall ist es wahrscheinlich sogar schwierig zu sagen ob für mehr Gerechtigkeit gesorgt werden müsste. Noch weniger als überhaupt schon geht das im Umfeld von Sport wo Fairness und faires Spiel das oberste Gebot sind. Wäre es ein Spieler während eines Spiels gewesen (ich meine, das gibt es jedes Wochenende im Fussball – wahrscheinlich sogar mehrfach pro Spielrunde in allen Ligen) wäre der Fall klar. Rote Karte – ein paar Spielsperren und die Sache wäre erledigt.
Nun liegt der Fall hier etwas komplizierter da das grundsätzlich ausserhalb des „Spiels“ passiert ist und somit irgendwie „nur“ eine Angelegenheit zwischen zwei Männern ist. Ich gehe davon aus, dass die sich auch gegenseitig vor Gericht ziehen werden – der der wohl dafür eine Busse kassieren wird wird wohl nicht allzu beeindruckt sein von der Höhe weil er über ein geschätzes Vermögen von nicht ganz 300 Millionen verfügt. Immer schon war er im Fussball, als Spieler und FC Sion Präsident ist er zum zweiten Mal; Und seine Führungsmethoden dort sind mehr als umstritten und verschleissen reihenweise Spieler und Trainer.
Trotz all dem ist es doch wahrscheinlich, dass es diesen FC in dieser Spielklasse auch mehr oder weniger wegen ihm überhaupt (noch) gibt. Ob im Wallis viele Investoren zu finden wären würde er aussteigen – man kann zweifeln.
In der Zwischenzeit ist noch sein Sohn in den Verein eingetreten und so wie es aussieht hat dieser durchaus das eine oder andere Gen vom Papa geerbt und hält nicht zurück. Aussteilen ist also durchaus an der Tagesordnung.
Nun kam sein Kontrahent also so richtig dran! So richtig? Ja, mit flacher Hand – allerdings war davon am gleich darauf gehaltenen Interview nicht wirklich etwas zu sehen. Das waren wohl keine allzu heftigen Schläge. Gestürzt ist der „Gegner“ auch noch – allerdings wie er selber sagt über ein Kabel während des Ausweichens. Liegend hat er wohl noch einen Tritt kassiert.
Unmögliche Wildwest Methoden im Wallis und im Sport – beiden ist damit nicht gedient und sinnvoll wäre, die Geschichte unter den Männer zu regeln (möglichst rasch) und weder das Wallis, noch Sion noch den Fussball länger mit dieser Story zu belasten – es waren nur zwei Männer von denen einer eine seltsame Regelmethode angewandt hat!
War die Wut überhaupt berechtigt? Die Wut denke ich war durchaus berechtigt, die Kritik geht von dem Fussballexperten war durchaus immer auf einem bedenklichen Niveau – wenn auch immer im Sinne des Fussball-Gutmenschen formuliert.
Nebenbei – Fussballexperte – hmm. Natürlich ist er das, aber ist sein Palmares denn derart beeindruckend?? Zweimal Schweizer Meister als Trainer (1993 mit Aarau, 1998 mit GC) … und dann…beginnen eigentlich schon lange Zeiten in St. Gallen ohne grosse Erfolge, abgelöst von Entlassungen – zuletzt als Sportchef eines Schweizer Vereins. Die „Grösse“ soll wohl von seinem Amt als Nationaltrainer kommen – allerdings; Vier Siege, ein Unentschieden und sechs Niederlagen in der Amtszeit die etwas mehr als ein Jahr lang war. Man könnte also da durchaus sagen, da gibt es erfolgreichere Leute die eventuell noch mehr Expertise mitbringen könnten. Das will ich aber nicht beurteilen – bin selbst kein Fussballer – die Liste war einfach nicht sooo beeindruckend fand ich.
Jetzt ist aber der „Blick“ aufgesprungen – weil an Trump (obwohl es da vielleicht um Weltkrieg geht) hat man sich eigentlich gewöhnt und mehr Bilder von Wirbelstürmen die abertausende von Menschen ins Elend reissen ist auch nicht mehr populär. Da ist ein solcher Skandal viel spannender und passt wahrscheinlich auch besser zu einem Teil der Leserschaft. Jeden Tag – mehrfach – irgend etwas zu dem Thema! Immer ist einer ganz lieb und Opfer und der andere ganz bös und untragbar. Diese Sicht lässt sich gut verkaufen, ist aber u.U. falsch – und nochmals, ich finde die Methode der Ohrfeigen falsch, aber diesen Skandal könnte man auch bei Fondue und Fendant lösen – wahrscheinlich im Wallis die häufigere Art Probleme zu lösen.
Fazit: Zwei Männer, einer entscheidet sich für eine falsche Option und löst diese ein. Der andere war kein Engel, die Aktion ist aber auf keine Weise zu rechtfertigen. ABER – die beiden sollen das unter sich lösen und die Medien sollen Abstand nehmen. Was jetzt berichtet wird hilft niemandem – am Ende nicht dem Fussball, nicht dem FC Sion und auch keinem der Streithähne! Lasst die das regeln und uns in Ruhe damit – es gibt grössere Skandale auf der Welt und aktuell wahrscheinlich Dinge, die uns weit weg erscheinen uns aber wesentlich unmittelbarer treffen könnten.
…also aus meiner Sicht hat der Eine seine Sicht bereits geregelt…so wie es seit Jahrtausenden üblich war, Mann gegen Mann; einfach, effizient, rechtspflegeschonend und hoffentlich nachhaltig. In der Generation unserer Väter war durchaus noch gängig, dass „kleine Schläge auf den Hinterkopf das Denkvermögen erhöhen“. Insofern war der Eine dem Anderen vielleicht noch behilflich, zur Selbstreflexion zu finden, um zu erkennen, weshalb er diese Backpfeife erhalten hat. Normalerweise, weiss man das ziemlich genau, denn Backpfeifen kommen selten aus heiterem Himmel sondern aus dem überlaufend Fass. Der Anderer hatte somit einfach etwas zu viel auf dem Kerbholz und stand zu nah am Fass, als er den letzten Tropfen Schnodder hinein sabberte.
Insgesamt nicht neues im Westen, ausser was die Medien wieder draus machen.