Viel wird in unserer Region diskutiert und abgestimmt und Wahlbeschwerden eingereicht und andere Dinge mehr. Immer geht es darum, ob die Stimmbürger mit bestimmen dürfen, wer in Zukunft das „Signal“ (geht um TV, Internet) liefern darf. Ich habe selbst auch schon darüber geschrieben und die eine oder andere Sache fand und finde ich auch nicht optimal. Und doch sprechen wir aus meiner Sicht über die falsche Sache am Ende.
Es kommt nicht darauf an, welcher Provider in einer Gemeinde gewählt wird und wer nun die Daten liefern kann. Es kommt darauf an, wem die Netzinfrastruktur in den Orten gehört und was dort daraus gemacht wird. Aktuell gibt es irgendwie zwei Lager – wenn man von den Grosstädten mal absieht. Es gibt die „traditionelle“ Telefoninfrastruktur welche zu grossen Teilen die Internetversorgung (über Kupferkabel) übernimmt oder aber die Kabelanbieter welche über die uns als Fernsehanschluss bekannt Coaxial-Leitung die Versorgung übernehmen.
Beide Technologien haben im Prinzip in der heutigen Zeit ein Kapazitätsproblem. Die Anbieter mit Kupferleitungen müssen den Übergang auch dieses Kabel sehr nahe zu den Verbrauchern ziehen damit sie noch sinnvolle und konkurrenzfähige Geschwindigkeiten liefern können. Durch diese Leitung geht halt nicht allzu viel durch – und schon gar nicht über weite Distanzen. Die Fernsehanschlüsse besitzen was das Kabel angeht eine deutlich grössere Bandbreite, aber auch da gibt es Limitationen und auch da muss geschaut werden, dass die einzelnen Versorgungsgebiete welche so erschlossen sind nicht zu gross werden.
Die Grossverteilung der Signale erfolgt heute fast ausschliesslich über Glasfaserkabel. Eine Technologie, welche aus heutiger Sicht nur wenige Einschränkungen bietet – auf jeden Fall einen unglaublich grössere Menge an Daten übertragen kann als die oben genannten Technologien. Diese Technologie endet dann wenige Meter (oder mal Kilometer) von den Häusern entfernt, dort wird das Signal dann auf die „schwächeren“ Medien verteilt.
Nun, in Städten sieht das auch heute schon anders aus. Wenn ich 4km von mir weg schaue kann ich ein Internet-Abo über Glasfaser für CHF 64.50.– erhalten – 1Gbit/1Gbit, schon was anderes als meine 100Mbit/10Mbit für CHF 50.–. Wieso geht das? Weil dort kein Monopol des Anbieters besteht und es Netzwerkbetreiber gibt die nur die Netzwerkinfrastruktur zur Verfügung stellen. Die Anbieter können sich diese teilen. Was natürlich wieder nur mit Glasfasern bis in die Häuser geht, sonst reicht die Kapazität nicht für weitere Anbieter.
Nun, ganz klar, das oben erwähnte Tempo bringt eigentlich rein gar nichts (Stand heute). Internet ist auch mit 100Mbit extrem schnell und 1Gbit kann keines der Geräte die ich zu Hause besitze wirklich verarbeiten, auch wenn das so aussieht wenn man nur den Prospekt liest. Aber in diesem Umfeld habe ich die Wahl und eine moderne Technologie im Einsatz die sich ausbauen lässt. Vor 10 Jahre hätte ich auch behauptet, eine 5Mbit Internetleitung ist schnell….ist in 5 oder 10 Jahren 100Mbit noch „gut“? Ist meine Anbindung an das coaxiale Netzerk gut (wie sieht das aus mit der Dispersion im Hausanschluss nachdem der Maler letztens Dispersion unter anderem auf die Wände verteilt hat) gut genug um schneller Raten zu verkraften?
Somit lautet die Frage aus meiner Sicht langsam nicht mehr, welchen Provider man als Gemeinde leicht ausserhalb der Ballungsgebiete wählen soll sondern viel mehr, auf welche Technologie will man zukünftig setzen. Da man mit einem Entschluss Glasfasern zu den einzelnen Haushalten zu bringen aktuelle Anbieter nicht ausschliesst dürfte das auch absolut übergangslos machbar sein. Der aktuelle Provider kann ja weiterhin genau so liefern.
Die Angst, dass der Aufbau und der Betrieb solcher Netze teuer sein könnte ist u.U. nicht ganz unbegründet. Unsere Gemeinde zum Beispiel wendet aktuell für den Netzausbau ca. CHF 150K pro Jahr auf was nur einem zweistelligen Betrag pro Haushalt entspricht. Dazu müsste man noch erwähnen, dass Mehrfamilienhäuser meist mit einem einzelnen Glasfaseranschluss ausgerüstet werden können und im Haus selbst die Verteilung wie bestehend gemacht werden könnte.
Ich bin der Meinung, zukunftssichere (und somit die Investition schützende) Ausrüstung einer Infrastruktur für TV, Telefon, Radio und Internet bedeutet Glasfasernetzwerke zu den Haushalten zu bringen und die Providerwahl zu öffnen. Dies widerspricht natürlich gänzlich den Konzepten wie sie jetzt gefahren werden.
Fazit: Eigentlich gibt es nur eine Option, die Strategie jeder Gemeinde muss sein ihre Haushalte an ein offenes Glasfasernetzwerk anzuschliessen. Alle anderen Investitionen sind aus meiner Sicht nicht wirklich nachhaltig. Allerdings muss man natürlich eingestehen, dass das in Stand halten des status quo um Faktoren günstiger ist als der aktuelle Ausbau. Je länger man wartet, desto günstiger könnte das werden. Als Kunde gibt es heute tatsächlich eine Zweiklassengesellschaft – diejenigen die nehmen müssen was sie erhalten und diejenigen, die die Wahl haben. Bei welchen wäre ich wohl lieber…..?