Ich beschäftige mich schon seit langem mit Hifi, mit Lautsprechern, Verstärkern und anderen Dingen aus diesen Abteilungen. Früher hatte ich dazu auch sehr viel Testberichte gelesen und einige „Testsieger“ mir auch immer wieder angehört. Und da ist mir aufgefallen, es gibt Testsieger (in allen Sparten) mit 100 Punkten die gefallen mir auch und es gibt Testsieger mit 101 Punkt, da konnte ich das Resultat nicht nachvollziehen.
Nach vielen Jahren jetzt bin ich mir sicher, was die Gründe sind wann die Klangwiedergabe für mich gut ist und wann eben nicht. Ich bin überzeugt davon, dass das Rhytmusgefühl, wenn man bei Technik davon sprechen kann, das hauptsächliche Kriterium für mich darstellt. Die Musikwiedergabe muss immer in sich rhythmisch bleiben. Tönt jetzt irgendwie steril, aber ich kann das noch etwas genauer machen.
Es gibt viele Lautsprecher (als heute prominentes Beispiel sehe ich da Sonos, Bose oder auch viele TV-Subwoofer-Sets) die bei den Bässen eher auf fetten Klang, also tiefe, träge Bässe die alles vibrieren lassen. Das macht bei Filmen absolut Sinn. Beim Film dient der Ton und vor allem die Geräuschkulisse zu Ereignissen eher als Zusatz. Das Haus fällt zusammen, der Subwoofer lässt den Boden erzittern – passt! Bei Musik gefällt mir das aber nicht allzu gut.
Bei Musik mag ich es, wenn Bässe (und von den Bässen her kommt halt 90% des Rhytmusgefühls) sehr sehnig wirken. Klar umrissen, wenn ich die Saiten der Bassgitarre höre und wenn die Bespannung grosser Trommeln mit vibriert – und nicht einfach nur mürrisch vor sich hin brummelt. Technisch gibt es sehr viele Möglichkeiten das zu erreichen, grundsätzlich auch wenn das abstrakt tönen mag braucht es ein perfekte Wiedergabe im Hochtonbereich. Alles was vom Bass kommt hat auch „Geräusche“ im Hochtonbereich und diese nehmen wir viel besser wahr!
Nach all den Jahren auch mit Boxenbau habe ich das mehr oder weniger im Griff. Man kann anhand der verwendeten Lautsprecher und der Gehäusekonstruktion schon so einiges ableiten. Alu-Hochtöner, Alu-Bass, Bassreflex-Konstruktion, 100 Franken pro Stück – wird sicher reichen um das Gehör mittels kreischen nachhaltig zu schädigen. Sonst…wahrscheinlich eher Fehlanzeige. So gibt es einige Extreme. Es gibt aber auch Hersteller, die sich einem ähnlichen Klang verschrieben haben und das auf durchaus verschiedenen Preisniveaus.
Wenn ich in ein Geschäft oder eine Bar komme kann ich mit recht grosser Wahrscheinlichkeit sagen, was da läuft. Schön weich, bassig und bei den Stimmen etwas dünn ist in vielen Fällen eine Bose Anlage mit den ultra kleinen Lautsprechern und zentralem Subwoofer. Dieser kann richtig Dampf, da hört man meist aber auch wo der versteckt wurde. Gefällt mir meist nicht – der Klang. Wenn dort JBL Control (eine Legende unter den Lautsprechern für solche Einsatzzwecke) läuft, dann tönt das ganz anders. Viel lockerer, Bass nur dann fett, wenn er auch fett auf dem Tonträger mit drauf ist und sonst schön satt und federnd. Keine teuren Lautsprecher, für mich bringen sie aber den richtigen Kompromiss.
Bei den Kopfhörern (für zu Hause wie auch für das Smartphone) gibt es eigentlich nur AKG, die machen auch genau das, was ich will.
Eigentlich ist alles ganz einfach. Was auf dem Tonträger drauf ist sollte genau so an meinem Gehör wieder ankommen. Ob das geht – ich weiss es nicht, es würde aber 10tausende Kosten.Trotzdem sollte die Kette immer das versuchen und nicht irgendwo etwas ein bisschen zu „verbessern“. Früher schwärmten viele für Röhrenverstärker weil sie vor allem bei der Stimmwiedergabe so schön seidig waren. Alles im Prinzip kein Thema. Wenn die Stimme seidig war, diese richtig aufgenommen wurde und danach über die richtige Kette läuft kommt immer noch seidig raus. Wenn Gekreische raus kommt hat was an der Kette nicht gepasst. Korrekturen sind immer heikel, sie verfälschen das Gesamtbild, die gesamte Tonalität und den Rhythmus.
Fazit: Ich will Musik genau so hören, wie sie aufgenommen wurde. Weil ich mir das nicht leisten kann und das unter Umständen auch gar nicht möglich ist, versuche ich dem nahe zu kommen mit Komponenten, welche nichts auszubessern versuchen sondern möglichst einfach das versuchen wieder zu geben was auf dem Tonträger drauf ist. Da ist zum Beispiel immer der richtige Rhythmus mit drauf und den sollte man nicht mit fetten Bässen oder anderen Weichzeichner „verbessern“. Die Zeit der Euqalizer an den Verstärkern (meist zum Glück sogar den Bass/Treble Reglern) haben wir so langsam hinter uns und das ist gut so.