Ich war zum ersten Mal in München am Oktoberfest. Für einen Bierliebhaber wie mich eigentlich unglaublich, ist es doch wohl DAS Bierfest überhaupt auf der ganzen Welt. Immer wieder hat man in verschiedenen Medien lesen und nachschauen können, wir furchtbar schlimm das dort zu und her geht. Gekotzt wird an jeder Ecke, Menschen die nicht mehr gehen können sind in der Mehrzahl, Gewalt und Grapschen an jeder Ecke.
In etwa identische Berichte habe ich gelesen und gesehen bevor ich vor über 15 Jahren zum ersten Mal in Mallorca am Playa de Palma (El Arenal – Ballermann….) Urlaub gemacht hatte. Da hatte sich dann auch so die eine oder andere Geschichte also richtig heraus gestellt. Somit waren die Gefühle also eine Mischung auf „sich auf ein Bierfest freuen“ und „möglichst wenige Alkoholleichen anzutreffen“.
Kleiner Exkurs; Nebenbei wurde in dem Jahr noch sehr viel über die Gefahr von Anschlägen und Sicherheitskontrollen am Eingang berichtet. Die Angst – na ja, wer welche hat wird die an der Wiesn nicht unterdrücken können, da sind doch viele Leute auf einem Haufen. Ich selbst habe schlicht keine Angst vor Anschlägen, bringt nichts, kann nichts dagegen machen. Ich bin nicht leicht suizidär veranlagt, aber so lange es auf der Welt Menschen gibt die den eigenen Tod in Kauf nehmen um andere zu töten oder verletzen wird das Problem da sein – und diese Leute wird es immer geben. Klar, in dem Jahr war eine Häufung zu beobachten und es gab auch in München direkt einen Anschlag. Das ändert die Situation aus meiner Sicht nicht oder nur äusserst geringfügig.
Also hin, am Freitag, Tisch reserviert (DANKE an den netten Kollegen der das organisiert hat auch nochmals auf diesem Weg) am Samstag. Am Freitag in der Stadt was essen, ein (zwei, drei, vier ähm…) Bier trinken und tanzen gehen. Beim Weg zurück ins Hotel immer schön schauen wo man hin tritt, da haben es einige (weit weg vom Oktoberfest!) wohl etwas übertrieben und haben es nicht geschafft alles was sie getrunken und gegessen hatten mit nach Hause zu nehmen. Das hat natürlich nicht gerade motiviert – wenn es in der Stadt schon so aussieht, wie muss es dann da „draussen“ aussehen….
Samstag, los gings. Sicherheitskontrollen – ja, hat es welche, so richtig gestört haben diese aber weder auf Grund ihrer Kontrollen noch auf Grund lästiger Eingangsschlangen und Verzögerungen. Ins Zelt rein – HB, 10000 Personen haben da wohl Platz – und erst mal ein bisschen Staunen. Die Ausmasse sind ja wirklich enorm und die Stimmung war sehr gut. Tisch in Beschlag genommen – ein paar Minuten später Bier auf dem Tisch – ratzfatz, alles bestens organisiert, nett.
Ja, dann war halt erst mal ein paar Stunden Party. Bier trinken, Essen geniessen, Bier trinken und wieder von vorne. Zwischendurch immer schön tanzen, die meisten auf den Bänken, ich auch oft mal im Zwischengang (die Bänke sind jetzt für Schuhgrösse 45 auch nicht wirklich ausgelegt 🙂 – das Gewicht hätten sie sicherlich halten können). Betrunkene Menschen – ja, nüchtern war da selten einer – aber ganz ko? Sehr wenige, die Security schmeisst auch alle immer schön raus die nicht mehr stehen können, aber so richtig viele waren das nicht.
Toilette – wer Bier trinkt kommt irgendwann nicht mehr drum rum – war jetzt nicht wirklich das Vergnügen, aber auch durchaus weniger schlimm als ich es erwartet hätte.
Irgendwann ist Schluss, auf den Weg zurück zum Hotel waren wir irgendwie gespannt. Aber, auch da war nichts wirklich auszumachen was schlimm gewesen wäre. Auf die eine oder andere kleine Auseinandersetzung reagiert Polizei und Sicherheitspersonal souverän und schnell, da kann man einfach weiter gehen. Alkoholleichen – mehr oder weniger Fehlanzeige. Natürlich wird es diese geben, die werden aber sicherlich „weg geräumt“ und dürfen sich irgendwo ausschlafen. So lange man nicht selbst dazu gehört gibt es diese Welt für den Besucher fast nicht.
Fazit: Es war eine schöne Party und wir waren mit coolen Leuten dort. Bier haben wir getrunken und getanzt, unser Alkoholpegel war wahrscheinlich am Freitag höher. Die Mass gefällt mir weiterhin nicht, ich finde ein Liter pro Glas Bier einfach zu viel, da lasse ich immer so 2-3 cm im Glas stehen weil es einfach nicht mehr schmeckt (für die Bayern am Tisch war klar, das passiert nur wenn man viel zu langsam trinkt…). Eine „alte Liebe“ zum Alpenkoks (Schnupf“tabak“ aus Traubenzucker mit Mentholzusatz) ist auch wieder aufgekeimt, habe gleich mal ein paar bestellt…..Ich habe für mich beschlossen, die Schauermärchen von der Wiesn sind weit übertrieben!
Meine Rede! 🙂 Ich war ja viele Jahre ein fleissiger Wiesn Besucher. Und immer wieder wurde ich auf die Fernsehbeiträge über die Alkoholleichen, Schlägereien, etc. angesprochen. Ich konnte diese alle nicht bestätigen. Klar gibt’s Zelte, wo es manchmal etwas „bunter“ zu geht und da fliegt schon mal ein Kartoffelknödel oder ein Hendl Schlegel durch’s halbe Zelt. Aber wehe die Security sieht von wo es kommt. Da werden schnell mal ganze Tische nach draussen gestellt.
Alles in allem habe auch ich die Wiesn immer als recht friedliches Fest erlebt. Zudem gibt’s für die (Halb-)Leichen ja immer noch der Rauschhügel, wie ich ihn immer genannt habe. Hinter den grossen Zelten hat’s diesen sanften Hügel, fast über die ganze Breite der Theresienwiese bis zur Bavaria hin. Und da liegen sie alle friedlich nebeneinander und schlafen Ihren Rausch aus… oder versuchen es zumindest. Gegen elf werde diese dann (noch recht sanft) von den Sicherheitskräften und Sanitätern geweckt. Wir haben uns mal um die Schliessungszeit (eben Elf, bis auf den Käfer, der hat länger offen) beim Hinterausgang vom Armbrustschützen Zelt eine ganze Weile lang über diese Aktion amüsiert.
Darum sag ich jetzt „Prost!“… ich muss auch mal wieder hin.