Ich kenne viele Leute die haben in den letzten Jahren ihren Fernseher in ähnlichem Rhytmus getauscht wie Smartphones (also spätestens alle zwei Jahre …). Grösser, höhere Auflösung, mehr Schnickschnack dran, eine Fernbedienung die wie eine Miniatur vom Raumschiff Enterprise ausschaut, Dolby-Hyper-Mega Sourrund mit 3D Bild und 12D Klang usw. Ich habe die Begriffe nicht verstanden und mich nicht drum gekümmert.
Vor etwa 15 Jahren war ein Flachbildschirm noch etwas exotisches und zeitgleich war ich noch richtig technologiegeil und deshalb musste ich so ein Ding haben. Also mal raus in die Geschäfte und mehr oder weniger geschockt wieder raus. 15 Zoll (jaja, das gab es mal – als Fernseher wie auch als Computerbildschirm) in recht mässigem Gehäuse was das Design angeht – weit über CHF 1000.–. Also zu teuer und viel zu klein fürs Wohnzimmer, der damalige 56cm Röhrenfernseher hatte aber nur gerade 200.—(oder so was, zumindest ein Betrag den man sich nicht merkt) gekostet.
Auf Grund des doch hohen zu bewilligenden Budgets und des durchaus wichtigen WAF – so ein Fernseher ist doch ein Teil der Einrichtung – musste also ein Shopping-Nachmittag mit meiner Frau geplant werden. Dieser verlief eigentlich ganz schlecht – zuerst waren alle im Design sehr hässlich (wobei ich in dem Punkt leider auch sehr oft zustimmen musste) und noch teuer dazu. Also blieb mal der „Kleine“ um zu versuchen, ob das überhaupt etwas ist.
Oft gingen wir nach solchen Shoppingtouren auf ein Bier. Auf dem Weg dorthin sind wir in Basel am B&O Shop (den gab es damals noch mitten in der Steinen) vorbei gelaufen und was stand im Schaufenster – ein B&O LCD-Fernseher mit Designfuss der sich automatisch drehen lässt. Wow – das ist unser Teil – sofort rein und nachfragen…..und danach brauchten wir kein Bier mehr sondern etwas stärkeres. Zweiundzwanzig Zoll, hervorragendes Design und absolut perfekte Verarbeitung. So wie man das von der Marke kennt. Aber – weit über 6‘000.—Franken wollten die dafür.
Wir haben uns entschieden im Sinne „man gönnt sich ja sonst nichts“ und haben dieses Teil beschafft. Wir waren begeistert – und dies zu recht. Dieser Fernseher war damals wirklich ein non-plus-ultra Teil. Natürlich auch für damalige Verhältnisse nicht gross, aber im Vergleich zu den damals noch weit verbreiteten Plasma-Bildschirmen einfach suuuuper scharf in der Bildqualität und geräuschlos (die Plasmaschirme brauchten Lüfter – für die, die das nicht mehr kennen).
Viele Jahre, so in etwa 13, kam unser erstes Problem auf mit dem Gerät. Die von unserem Kabelanbieter angebotenen analogen Kanäle nahmen stetig ab. Wir hatten also immer weniger Sender zur Verfügung. Diejenigen die wir wollten, die hatten wir allerdings schon noch. Gleichzeitig haben wir einen klaren Umstieg zu Streaming-TV vollzogen. Mittels einigem Gebastel (da das Gerät keinen HDMI-Anschluss hatte) konnte ich eine Android Box anschliessen die klaglos die aus heutiger Sicht kuriose Auflösung des Panels von 1280×720 Pixeln darstellen konnte. Man stelle sich diese Auflösung im Jahr 2002 vor – absolut unerreicht, state-of-the-art wäre eine Untertreibung gewesen – heute halt einfach zu wenig, Handys haben deutlich mehr Bildpunkte auf Ihren 5 Zoll Displays…
Nun kam auch noch das komplette aus des analogen TV – wir hatten also überhaupt kein Fernsehprogramm mehr sondern nur noch Zattoo. Das lief auch recht gut bis Zattoo irgend wann der Meinung war, meine Android Box sei nicht kompatibel (was wohl eher auf deren Software zurück zu führen war…aber das ist irgendwie Geschichte). Alle kompatiblen Geräte hatten aber ausschliesslich einen HDMI-Ausgang – auf DVI geht, aber ohne Ton, also alles irgendwie ein Gebastel. Aus diesem Grund verwenden ich seit Monaten einen „alten“ Zattoo-Client der funktioniert. Natürlich ist das immer ein kritisches Spiel – so Zattoo will schalten die das einfach mal ab und dann geht nix mehr. Also habe ich an unserem Zweitfernseher (auch so ein eher günstiges Teil) mal mit Chromecast (oder wie es neu heisst Google Cast) versucht – und perfekt war es. Keine Tastaturen mehr die rumliegen sondern nur noch Smartphones oder Tablets die so oder so rum liegen – von jeder Quelle einfach was drauf schicken. Einstecken und geht – die nächste Google Cast Erfolgsstory.
Nun zurück – also muss jetzt doch ein Google Cast an das Wohnzimmergerät. In der Zwischenzeit gibt es Adapter oder sogenannte Audio-Extrakter die den digitalen Ton aus dem HDMI-Signal raus pflücken und analog ausgeben. So einen gekauft, Google Cast ran – nix. Kein Ton, kein Bild, gar nix. Gut, das mit dem Bild war (wie schon oft zuvor, auch an meinem modernen Notebook kommt kein Bild auf den DVI-Adatpter) schnell erklärt und vielleicht gibt es da ja Lösungen dazu. Ton müsste aber doch schon raus kommen? Nee, natürlich wieder Fehlanzeige, der Ton wird aus dem Rückkanal des Fernsehers gewonnen (dann stimmt die Synchronisation besser….macht eigentlich Sinn) welcher aber natürlich bei meinem HDMI zu DVI Konstrukt nicht verfügbar ist.
Ich habe hier mal einen Artikel geschrieben in dem ich gesagt habe, B&O oder keiner – davon musste ich jetzt leider auch Abstand nehmen aus reiner Vernunft. Die vielleicht noch finanzierbaren sind nicht wirklich so toll und die wirklich tollen sind für unsereins einfach unvernünftig teuer. B&O bleibt für mich der einzige echte TV-Hersteller, aber leider gibt es für mich kein Produkt dass mir kein schlechtes Gewissen machen würde.
Fazit Nach viel ärgern habe ich entschlossen (ja, das war ein einsamer Entscheid) dass des Fernsehers letzte Stunde nun doch bereits nach 15 Jahren geschlagen hat. Heute habe ich einen Samsung Fernseher der im Laden munzig klein aussieht für 500.—gekauft – der ist doppelt so gross wie unser bisheriger. Schön – ja, schön ist der irgendwie auch, aber an die Materialien und die Qualitätsanmutung eines B&O kommt er nicht heran. Zu gross wäre aber der Schmerz gewesen wieder ein B&O Gerät zu kaufen. Die „günstigen“ sind auch nicht besonders schön und die teuren noch teurer als früher. Ich bin neugierig, wie sich das „anfühlen“ wird…..vielleicht werden wir den B&O mit Tränen verabschieden…….