Autos sind als die Umweltsünder bekannt. Kurz ins Weekend jetten heute absolut normal und auch mit dem Flieger kürzere Strecken (sagen wir mal so bis 1000km) zu überbrücken gilt als absolut normal, auch für den Urlaub. Ich verstehe das aus verschiedenen Gründen recht gut. Es gibt viel Stau auf den Strassen speziell zur Ferienzeit, es ist anstrengend mit den Kindern zusammen mehrere Stunden in einem Auto zu sitzen und anderes mehr.
Ich möchte hier nur mal den Umweltaspekt beleuchten. Für alle Berechnungen habe ich Daten des Airbus A380 hinzu gezogen. Nicht weil dies ein typischer Ferienflieger darstellt sondern weil dieser im Prinzip als recht ökonomisch bezeichnet wird. Ebenso waren die Daten dazu am einfachsten zu finden. Grundsätzlich scheint es mir, als ob 2.5-4 Liter/Passagier/100km für alle Flieger in etwa hinkommen können. Und genau da fängt das erste Problem der Luftfahrt an. Alles was wir so lesen bezieht sich auf den Verbrauch bei maximaler Passagierzahl – also wenn die Kiste voll ist. Der Wert „Verbrauch pro Passagier/100km“ ist also schon mal nicht mit dem Auto vergleichbar oder nur dann, wenn man allein im Auto sitzt (was zugegeben zumindest bei mir meist der Fall ist).
Also würde mein Auto an Stelle der 5.8l/100km schon mal nur noch 1.15l/100km verbrauchen weil fünf Personen mitfahren dürften. Allerdings sind die 5.8 nicht zu erreichen, gemessen liege ich bei 7.4 was in „Flugzeugberechnung“ also rund 1.5l/100km ergeben würde. Nebenbei sind die Verbrauchszahlen bei Flugzeugen die öffentlich zur Schau gestellt werden genauso daneben wie die bei Autos, viele Faktoren (Abfluggewicht, Windverhältnisse, Startconfig, Flughöhenwechsel während des Fluges usw) beeinflussen den Verbrauch teils enorm. Eine Spezialität beim Airbus A380 – alle Werte werden mit 800 Fluggästen berechnet – allerdings hat keine Fluggesellschaft bisher eine solche Ausstattung in Betrieb, so etwa 600 Fluggäste ist aktuell das Maximum.
Wenn ich nun also meine Familie ins Auto packe und die 1000 Kilometer fahre mit den Fahrrädern hinten dran und 150km/h in Italien wird sich der Verbrauch über dem Durchschnitt (CH-Autobahn mit maximal 120 – 1 Person) befinden. Nehmen wir einfach mal 10 Liter um die Sache einfach zu machen (was doch deutlich zu hoch ist, die Erfahrung letzter Jahre sage 8.5-9). Pro Person verbrauche ich dann also 2.5l/100km/Passagier. Somit bin ich mit dem Flugzeug auf etwa gleicher Höhe falls dieses nahe seiner Idealwerte operieren konnte.
Also ist es in etwa gleich – oder doch nicht? Nein, ist es nicht. Wenn man vor den Ferien an einem Flugplatz steht sieht man sehr viele Familien oder Fluggäste, die von Verwandten oder Bekannten zum Flughafen gebracht werden. Dabei entstehen Fahrten, die nicht notwendig sind wenn ich direkt mit dem Auto fahre. Dasselbe auf der Ankunftsseite. Wenn der Flughafen dann halt doch noch einige Kilometer vom eigentlichen Zielort entfernt ist, muss man da auch noch hinkommen. Diese Zusatzkilometer vermisse ich oft in den Rechnung die immer wieder gemacht werden. Für Städteflüge mag das nicht relevant sein – wer aber schon mal zum Beispiel im Sommer in Mallorca gelandet ist wird mir unter Umständen Recht geben. Die vielleicht 50 laufenden Touristenbusse (müssen ja laufen, sind oft alt, da weiss man nie ob die sich nochmals starten liessen -> und natürlich noch viel mehr damit die Touristen die sich nach Sonne und Wärme sehnen nicht zu viel Wärme schon im Bus erleben dürfen, das würde ja gar nicht gehen) werden wahrscheinlich auch ein bisschen Diesel verbrauchen und die Umwelt ein bisschen belasten.
Fazit: Ich habe auf jeden Fall kein schlechtes Gewissen, mit dem Auto mit der Familie in den Urlaub zu fahren – auch nicht aus ökologischer Sicht. Alternativen wären zu Hause zu bleiben oder vielleicht je nach Land noch mit dem Zug zu reisen (da ist auch Vorsicht angebracht, eine Diesel-Lok-Strecke oder Strom aus Kohlekraftwerken kann die Bilanz von Zügen ganz schön durcheinander bringen). Ich bin der Meinung, es wird zu viel und zu „leichtsinnig“ in der Gegend rum geflogen. Komm wir gehen zur Party nach Ibiza, abends hin, morgens zurück. Alles okay heute – aber mit dem Auto nach Zürich in die Disco würde als umweltbelastend angesehen – wie auch diejenigen, die mit dem Auto Skifahren gehen im Winter.
P.S.: Ein Airbus A380 wird mit knapp 330 Tausend Litern Kerosin betankt vor dem Abflug – damit könnte ich mein Auto rund 5000 Mal betanken und selbst bei 10l/100km über drei Millionen Kilometer fahren…….
Hatten wir es nicht neulich von dem? Auf jeden Fall vielen Dank für die Nachforschungen. Habe über diese Berrechungen vor vielen Jahren mit meinen Götti diskutiert. Da war er allerdings noch nicht pensioniert und bei der Swissair Technics tätig… Sein Statement war natürlich aufgrund des Arbeitgebers recht eindeutig. Mann muss aber zu Gute halten, dass Tagestrips mit Easy Jet da noch nicht wirklich ein Thema war und fliegen auch noch einiges teurer als heute. Zudem haben die Vögel damals noch einiges mehr „gesoffen“ als z.B. der 380er oder der Dreamliner.
Muss gerde feststellen, dass sich mein Fazit nicht gross geändert hat: Ich fliege gerne, aber überlege mir immer, ob ich in den Flieger steigen soll. Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus zeitlichen. Beispiel? Musste Anfang Jahr geschäflich nach Vicenza, liegt etwa 70km vor Venedig. Naheliegend wäre ein Flug nach Marco Polo und mit dem Mietwagen nach Vicenza (3 Tage dort, als etwas Flexibilität vor Ort erwünscht). Im Winter fliegen da keine Billig-, bzw. Ferienflieger ab Basel, also erstmal nach Zürich. Dann der Flug. Dann der Mietwagen. Die Autofahrt daurete rund fünfeinhalb Stunden, also konnte ich dreimal sparen: aus dem ökologischen Aspekt plus Zeit & Geld.