Ohne Internet verliert die Wirtschaft Millionen…

…ist das wirklich so und ist das wirklich die Schuld eines einzelnen Anbieters? Diese Woche hat die Swisscom (der grösste Internetanbieter der Schweiz) ein Problem gehabt auf seiner Internet-Zugangsplattform für Firmenkunden. Dass auch private davon betroffen waren lag hauptsächlich daran, dass sich einige Anbieter auf dem Backbone wiederum auf die Swisscom verlassen. Das Abo fürs Internet hat man zwar nicht von der Swisscom, die Daten werden aber darüber geliefert.

Das Jammern war recht gross, zumindest medial. Keine mir bekannt Firma hat sich zu dem Vorfall öffentlich mittels offizieller Kommunikation geäussert. Die Kommunikation haben die Medien von ganz allein übernommen und „der Schweiz“ war klar – wenn heute was im Internet nicht geht ist die Swisscom Schuld, da kann niemand was tun. Wäre ich Drittanbieter gewesen und hätte noch was Dringendes oder mit Gefahren verbundenes am System machen müssen, ich hätte das an diesem Tag gemacht, nie hätten weniger Leute reklamiert.

Danach kamen die grossen Reklamationen. Grosse Geschäfte gingen verloren durch die Nicht-Verfügbarkeit von Shop Systemen oder die nicht Erreichbarkeit via Telefon. Waren kamen verspätet an, weil diese an der Grenze nicht verzollt werden konnten und und und – eine vollständige Liste wird es nicht geben, diese wäre aber extrem lang.

Aber stimmt das nun alles? Wenn ich am Dienstagnachmittag etwas bestellen wollte, ja, da kam ich nicht auf das Shop System, ich konnte die Artikel also tatsächlich nicht bestellen. Aber, ich wusste auch von den Problemen, vielleicht hätte ich einfach am Abend wieder versucht – entgangener Gewinn gleich null. Dito aus meiner Sicht bei den Telefonen – wobei vielleicht da die Einsicht oder das Wissen der Anrufer nicht gleich gross ist und diese vielleicht die entstandenen Internet-Pannen und die Nichtverfügbarkeit der Telefonie nicht als eine Einheit betrachteten.

Verzollung nicht möglich – ja, da kommen einige Waren nicht an. Just-in-time Lieferungen sind natürlich seit Jahren verbreitet, da darf manchmal wirklich nichts dazwischen kommen. Trotzdem darf sich ein Betrieb aus meiner Sicht nicht darauf verlassen. Kein Spediteur wird absolut sagen können Lieferungen exakt zum vereinbarten Termin zu machen. Wenn er zu spät kommt, muss er was bezahlen – das ist ärgerlich für den Logistiker, muss bei ihm allerdings als eine Art Risikozuschlag in die Kalkulation einfliessen. Dito beim Produzenten – er muss über einen Plan verfügen was er macht, wenn die Ware doch nicht kommt.

Und genau da sind wir nun beim aus meiner Sicht entscheidenden Punkt. Wieso gibt es Firmen die derart abhängig sind von der Internet-Anbindung und wieso haben genau diese Firmen solche Ausfälle nicht im Sinne von Notfallvorsorge im Griff? Sie verlassen sich auf externe Leistungen mit einem Single Point of Failure und sehen bei dessen Ausfall die Existenz bedroht.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in solchen Fällen immer um die genau drei selbigen Ursachen handelt.

  • Man weiss zwar um die Wichtigkeit, auf Grund der Seltenheit in der es passiert akzeptiert man das Risiko (…was natürlich nicht heisst, dass mein im Eintrittsfall nicht doch jammern darf …).
  • Man hat einen tollen Vertrag unterzeichnet der eine Verfügbarkeit von 99.9% ausweist und ist sich nicht bewusst, dass ein Ausfall wie dieser noch lange nicht an dieser Grenze kratzt und somit ohne Leistungsverletzung erlaubt ist  (99.9% erlaubt Ausfälle in einem Jahr von mehreren Stunden – bei normaler Berechnung rund 8h/Jahr).
  • Man hat die Wichtigkeit der Leitung nicht erkannt oder war nicht bereit für die Absicherung mehr Geld auszugeben.

Dass Swisscom solche Pannen produziert ist nicht schön. Ich bin schon lange nicht mehr ganz so nahe an der Technik, zu meiner Zeit gab es aber auch solche Pannen die technisch auf Dinge zurück zu führen waren, die man einfach nicht wusste und für die man aus diesem Grund auch keine Vorsorgemassnahmen getroffen hatte. Damals waren dies meist irgendwelche Begrenzungen der Hardware im Sinne der maximalen Speicherkapazität. Nicht Disks oder so was das man überwachen könnte, sondern Bauteilespeicher der verwendeten Komponenten. Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Dinge auch heute noch passieren könnten. Was will ich damit sagen – solche Dinge können und werden passieren, egal wie gut ein Anbieter sich darauf vorbereitet wähnt.

Das müssten sich Firmen auch ins Gedächtnis rufen und sich nicht auf einen Dienst verlassen welcher per Definition ihre Ansprüche nicht abdeckt – und dies nur, weil ja „nie etwas passiert“. Es ist die Pflicht jeder einzelnen Firma ihre wichtigsten Assets abzusichern – und dazu gehört ein Anschluss am Internet heute halt dazu. Telefon – dito – auch da findet man zusammen mit Anbietern Lösungen.

Fazit: Swisscom sollte in ihrer Grösse die eigene Infrastruktur im Griff haben – wird aber nie absolut sicher sein gegenüber Pannen. Empfänger einer Leistung welche sie benötigen müssen aber selbst besorgt sein, dass sie ihr Geschäft weiter betreiben können wenn dieser Kanal fehlt. Die Möglichkeiten sind da, die kosten aber Geld. Wahrscheinlich kosten die Lösungen für die allermeisten mehr als die tatsächlichen Ertragsausfälle die durch den durchschnittlichen Ausfall dieser Systeme entsteht. Somit bleibt alles wie es ist, es wird wieder Pannen geben und es wird wieder solche geben die der Meinung sind, das kratze an ihrer Existenz.

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1 Kommentar

  1. Serge Faller sagt:

    Gute gebrüllt, Löwe! 🙂 Unterschreibe ich sofort…

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