Schulnoten – Systemunterschiede…

Es gibt einen Kanton in der Schweiz in dem es Tendenzen gibt, das bisherige Notensystem in den Schulen zu verändern. Kern der Veränderung wäre, die Noten 1 (unbrauchbar, nicht abgegeben) und 2 (schlecht) abzuschaffen und nur noch die 3 als ungenügend zu vergeben. Dies mit dem Hintergedanken dass ungenügend halt einfach ungenügend ist und keine weitere Differenzierung mehr notwendig ist.

Auf den ersten Blick dachte ich mir – das passt ganz gut. Auf den zweiten habe ich einen Zweifel, den ich irgendwie nicht ausräumen kann. Ist es wirklich richtig, wenn jemand sich bemüht und die Materie halt einfach mal nicht kapiert dieselbe Note erhält wie ein guter Schüler der einfach mal nichts lernt? Der sich quasi eine Auszeit nimmt und sich sagt – in der nächsten Prüfung mache ich wieder eine 5 und schon bin ich wieder genügend? Ich bin doch der Meinung man sollte zwischen „nicht wollen“ und „nicht können“ noch irgendwie differenzieren können.

Während dieser Überlegungen habe ich mir gedacht – wie machen andere Länder so etwas (weil auch hier wieder jemand geschrien hat in der Presse wir sollen uns nicht schon wieder der EU anpassen….)? Vorzugsweise deutschsprachige Länder – ich habe mir Deutschland mal ausgewählt. Grundsätzlich sind die Noten ja schon mal umgekehrt (1 beste Note) – aber das ist für diese Diskussion der kleinste Unterschied.

Der grosse Unterschied ist, dass in Deutschland mehr genügende Noten vergeben werden können und in der Schweiz mehr ungenügende (von 1-3.5 ist ungenügend, von 4 – 6 genügend). Aktuell differenzieren wir also die ungenügenden Leistungen weiter als die genügenden oder guten. Das erachte ich tatsächlich auch als etwas merkwürdig, da muss ja etwas dahinter stecken. Die einfachste Erklärung wäre – in Deutschland ist es schwieriger diese genügenden Noten zu erreichen oder die Spanne von 4-6 bei uns wird einfach differenzierter / granularer definiert.

Aber weit gefehlt – die einzigen Zahlen die ich in recht kurzer Zeit finden konnten sagen aus, dass in der Schweiz für eine genügende Note als Richtwert die Erreichung von ca. 60% der Antworte notwendig ist. In der deutschen Oberstufe müssen dafür 6 von 15 „Punkten“ erreicht werden (da habe ich dann nicht mehr weiter recherchiert…) erreicht werden. Das ist deutlich weniger!

Müssen wir nun mehr leisten? Nein, das kann man so natürlich nicht sagen, das kommt durchaus darauf an, wie schwierig Tests aufgebaut werden. In einem einfacheren Test zum selben Thema kann es natürlich einfach sein 60% zu erreichen, in einem schwierigen können 6 Punkte die heiklere Aufgabe darstellen. Ebenso ist es in der Schweiz nicht möglich, die schlechteste Note mit einer einzigen Note wieder aufzuholen. Wer sich eine 1 leistet, der muss zweimal eine gute Note abliefern um  wieder dabei zu sein….

Es entstehen also keinerlei Unterschiede aus meiner Sicht durch die Art der Notenvergabe – wohl aber bei der Benotung selbst. Ich wäre durchaus dafür, dass wir auch in der Schweiz die eigentlich genügenden Leistungen differenzierter darstellen als die ungenügenden. Ob man da nun „einfach“ die Genügend-Schwelle auf die 3 setzen könnte – ich fände das angemessener.

Was mir auch durch den Kopf ging – wenn nun ein HR-Mensch in der Schweiz ein D mit einem CH Zeugnis vergleicht – ist denen das klar oder könnte es gelegentlich vorkommen, dass ausländische Zeugnisse fälschlicherweise als besser taxiert werden?

Fazit: Es ist kurios, dass wir die schlechten Leistungen differenzierter darstellen als die guten. Dass wir allerdings für „schlecht“ nur noch eine Note vergeben sollen finde ich nicht richtig. Ein Drückeberger muss einfach härter bestraft werden können als jemand, der etwas mal nicht richtig versteht. In diesem Sinne würde ich eher die Skala verschieben und sagen ab 3 oder 3.5 ist genügend. Nach Jahrzehnten mit diesem Notensystem ist dies aber wahrscheinlich in den Köpfen vieler nicht machbar….

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