Ich habe das gelesen – die Boulevardpresse war da sehr schnell – und habe mit gedacht; Na und, ist ja kein grosses Problem, das kann man doch einfach ohne Diskussion akzeptieren. Nun ein paar Tage oder bald Wochen später musste ich meine damalige Meinung/Einstellung zu dem Thema etwas relativieren. Was ist passiert – in einem Nachbardorf von uns weigern sich Kinder am Morgen wenn sie in die Schule kommen der Lehrerin die Hand zu geben. Dies ist ein absolut normales „Ritual“ welches alle Schweizer Schüler und Schülerinnen so machen – Unterstufe wie auch Oberstufe – bei uns macht man das so.
Das Faktum dass die Schüler der Lehrerin die Hand nicht reichen wollen erachte ich als Bagatelle – ganz anders allerdings die dahinter liegenden Gründe wieso sie das nicht wollen (oder wohl eher nicht dürfen). Der Lehrerin die Hand zu geben hat den Makel, dass die Kinder einer Frau die Hand reichen sollen – und genau da liegt das Problem. Die Kulturkreise aus denen diese Kinder stammen sind weiterhin frauenfeindlich, in diese Richtung äusserst rassistisch. Die bei uns bei allem Denken und Handeln zu Grunde liegende Gleichberechtigung ist weit entfernt – gar nicht daran zu denken.
Frauen werden in diesen Kulturkreisen – ohne dass ich das detailliert nachweisen oder beweisen könnte – schlechter behandelt als bei uns die meisten Haus- oder Nutztiere. Diese sind bei uns auch per Gesetzt geschützt- wie eben auch Frauen per Gesetzt und in unseren Köpfen tief verankert und mehr als absolut zurecht gleichberechtigte Wesen darstellen.
Muss man das jetzt an die Grosse Glocke hängen, bringt das irgend jemandem etwas? Da habe ich meine Zweifel, vielleicht hätte man das „intern“ lösen können. Durch die Berichterstattung wurden nun einmal mehr alle anders denkenden Menschen in einen Topf geworfen – ich denke, es gibt viele muslimische Kinder, die der Lehrerin wie das bei uns üblich ist die Hand reichen.
Was ich mich aber manchmal frage ist – wieso sind diese Menschen in der Schweiz wenn doch unsere Sitten derart schlecht und unverträglich sind? Ich würde mich in einem solchen Land entweder nicht willkommen fühlen und wieder abreisen oder mir überlegen, welche Mindestmassnahmen ich für mich ergreifen muss um dort willkommen zu sein und ein Miteinander vielleicht doch angenehm gestaltet werden könnte.
Ich kenne die Geschichte nicht – vielleicht wurde auch aus einer Mücke ein Elefant gemacht, wer weiss. Noch weniger kenne ich diese Familie, diese und deren weitere Einstellung zur Schweiz und deren Integrationswille ist auf Grund dieser einen Tatsache scheinbar gar nicht mehr interessant.
Fazit: Da es darum geht, dass Grundwerte unserer Kulturen – nämlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau – Auslöser der Geschichte sind ist das für mich zwar tragbar, aber sehr unschön. Als Ausländer in der Schweiz ist man frei, man muss nicht alle unsere Riten übernehmen, man muss nicht katholisch werden und man muss kein Fondue essen. Was aber Grundwerte angeht – da sollte man sich schon überlegen ob nicht die des Landes in dem man lebt und die Zukunft verbringen will wichtiger sind als die aus der Heimat – welche man verlassen hat……