..und wieder hat es geknallt bei einem Fussballspiel des FC Basel gegen den FC Zürich – und wieder sind alle schuld aber keiner übernimmt die Verantwortung.
Hand aufs Herz, hat es irgend einen Basler oder in der Region wohnhaften überrascht, dass es zu Schlägereien gekommen ist nach dem Spiel des FC Basel gegen den FC Zürich? Wenn ja, dann müssen diese Menschen bisher die Augen davor verschlossen haben oder sie sind erst kürzlich zugezogen.Es ist einfach normal, ich selbst „höre“ diese Nachrichten normalerweise nicht mehr.
Nein, es geht hier nicht im allgemeinen um den Sport und auch nicht im Detail um den gewöhnlichen Fussballfan. Sport gab es und auch noch mehrere 10-tausend Fussballfans. Die haben sich über das Spiel gefreut und ärgern sich wohl mindestens genau so über die Krawallmacher wie ich. Es lässt sich aber schlicht nicht weg diskutieren, dass es da eine gewisse Schnittmenge gibt, die man seit Jahren nicht in den Griff kriegt.
Ganz klar sind die Schlägertypen feige. Sie tarnen sich als Fussballfans und prügeln sich in Mitten von tausenden von Unbeteiligten mit der Polizei. Dies macht ihre „Aufgabe“ (…die wohl irgendwie „heute verprügeln wir die Bullen“ heisst…) sehr einfach und die der Polizisten um ein Vielfaches komplexer. Für die Polizei gibt es drei Parteien – sie selbst, die Schläger und die Fans, die damit nichts zu tun haben und geschützt werden müssen.
Wie soll man darauf reagieren? Mit denen reden hat ja wohl nichts gebracht, das versucht man seit Jahren. Die Leute im Stadion überwachen – ja, muss oder kann man. Dabei ist allerdings wieder kritisch, dass man auch viele „überacht“ die wirklich nur das Spiel schauen und vielleicht mit ein oder zwei Bier feiern wollen. Leider erscheint mir das aber auch als eine Art Alibi-Übung. Die echten Schläger brauchen für eine vernünftige Schlägerei kein Eintrittsticket, die warten schön draussen bis es genügend Leute auf den Strassen hat damit sie in deren Deckung aufeinander losgehen können.
Diesmal wurde auch wie immer diskutiert, ob die Präsenz der Polizei zu gross ist und die Aggressionen nur deshalb aufkommen. Ich bin sogar der Meinung, das könnte so sein. Allerdings wird dies die Schlägergruppe nur „vergrössern“ weil ein paar Mitläufer die eigentlich nicht darauf aus waren auch noch mit kloppen. Die paar Dutzend die darauf aus sind werden auch bei kleinerer Präsenz da sein – und da kann ich mir vorstellen, dass es für Unbeteiligte auch gefährlich werden könnte.
Vielleicht vertut sich auch mal ein Schweizer Polizist und reagiert in einer Situation zu heftig. Das wird auch aktuell von der Staatsanwaltschaft untersucht – genau so wie die anderen Übergriffe. Natürlich dürfte ein Polizist etwas höhere „Rechte“ erhalten oder zumindest könnte es sein, dass die Einschätzung milder ausfällt als bei einem bekannten Schlägertypen. Ist das richtig? Ich meine ja – man muss das untersuchen, Massnahmen ergreifen man sollte aber die Kraft des Amtes nicht unnötig schmälern. Einzelfälle und einzelne Urteile tendieren in diesen Fällen stark dazu verallgemeinert zu werden.
Ich selbst habe mich noch nie wirklich unwohl gefühlt vor, an oder nach einem Spiel. Das liegt allerdings wohl eher an mir und meiner Einstellung dem gegenüber (…geht mich nichts an…) als daran, dass es nicht bedohlich wirken kann. Meine Frauen haben zu dem Thema deutlich andere Meinungen. Somit wird der Spass für sehr viele etwas gemildert – ein Grund mehr wieso alle zu Lösungen mit beitragen müssen.
Müssen nun die Fussballklubs dafür grade stehen? Nein, die müssen schauen, dass sie ihre Fans betreuen, mit denen Reden und eine gute Fankultur aufbauen. Da wird dann oben erwähnte Schnittmenge leider übrig bleiben – ein paar der Fans werden immer auch zu den Schlägern gehören. Da kann man aber nicht ansetzen, ein paar der Schläger sind vielleicht auch Bankangestellte – müssen nun die Banken mithelfen, das Problem zu lösen -oder die Gewerkschaft….?? In der Stadt Basel muss man das allerdings etwas differenziert anschauen – der Fussballklub ist gleichzeitig auch Stadionbetreiber – und in der Funktion muss er selbstverständlich mithelfen. Etwas doof wenn die Medien da nicht sauber differenzieren. Der Sportklub kümmert sich um die Fans und dies im Einklang mit den Massnahmen des Stadionbetreibers und der Polizei – mehr kann nicht seine Aufgabe sein, dafür fehlen auch Kompetenzen und Rechte – und das ist in einem Rechtsstaat auch absolut korrekt.
Fazit: Schade dass in der Berichterstattung nicht immer wieder klar wird, dass das Zusammentreffen von Fussball und Schlägereien zwar in keiner Weise zufällig ist, aber der causale Zusammenhang besteht nicht in Spiel und Sport sondern darin, dass Schläger sicher sein können Polizisten zum kloppen anzutreffen. Würde es ohne Polizisten gehen – ich wäre beim Versuch NICHT gerne mit dabei – unmöglich erscheint es mir eigentlich nicht (weil den Schlägern das Ziel abhanden käme….). Trotz allem – hätten wir bei Randsportarten oder bei Konzerten wiederholt solche Probleme man würde längst über ein Verbot diskutieren. Im Umfeld von Fussballspielen haben wir uns daran gewöhnt….(und auch bei Eishockey, nebenbei……).