..Deutsch: Die drei schönsten Tage. So nenne viele Basler die drei Tage der Fasnacht. In Basel hat die Fasnacht eine sehr grosse Tradition. Ebenso ist man in dem Bereich sehr selbstbewusst was die Qualität angeht – das zeigt sich zum Beispiel beim Aufruf der Seite http://www.fasnacht.ch – da landet man doch tatsächlich bei der Basler Fasnacht.
Diese Fasnacht ist vielleicht auch tatsächlich ein bisschen anders als andere. Die Trennung zwischen „aktivem Mitmachen“ und „nur zuschauen“ ist klar und unmissverständlich. Wer mitmacht ist verkleidet und pfeifft oder trommelt (oder hat sonst irgend eine Idee wie er zum Kostüm was machen kann), wer zuschaut trägt keine Pappnase (oder andere Verkleidungen). Davon ausgenommen sind in gewissem Rahmen natürlich immer Kinder, die dürfen sich verkleiden.
Es ist erstaunlich, dass dies auch mehr oder weniger funktioniert. Nur sehr selten mal sieht man jemanden mit einer Verkleidung. Da gibt es ja andere Städte wie Luzern – dort geht „man“ schon mal irgendwie verkleidet auf die Piste.
Trotz dieser Trennung ist die Fasnacht für viele (vor allem unter den Zuschauern) nicht der traditionelle Anlass an sich sondern eher eine Art kultureller Zusammenkunft. Es gibt einen Grund, in die Stadt zu gehen, abends, nachts. Keiner schaut blöd, wenn man um 2 Uhr morgens nach Hause kommt, das ist an der Fasnacht halt so. Kinder um Mitternacht in den öffentlichen Verkehrsmitteln – normal. Eine schöne Abwechslung zum normierten Alltag allemal.
Sehr viel Aufwand treiben die aktiven Gruppen (Cliquen genannt…) um an der Fasnacht teilzunehmen. Das Spielen des Piccolos (kleine Querflöte, wer mehr wissen will und Baseldeutsch verstehen kann www.pfyffersyte.ch) wird das ganz Jahr hindurch geübt. Das ist auch schwierig und schon ein kleines bisschen falsch gespielt tönt es richtig schlecht. Trommler gehören auch zu den Cliquen, in Basel nur so halb dazu gehören die Guggenmusiken – zumindest empfinde ich das so. Ich finde es schön, dass sich so viele Leute das ganze Jahr über um die Fasnacht kümmern, eine wirklich tolle Beschäftigung!
Ich selbst – naja, ich selbst bin nicht so der Fasnachtstyp. Ich gehe hin, ein oder zwei mal und habe meistens einen guten Abend dabei. Im Sinne einer „Openair-Party“ eher, nicht wirklich traditionell und mit dem Hintergrund der Fasnacht. Wie gesagt, meist kommt das ganz gut raus an der Fasnacht, der Tag danach ist je nachdem weniger gut, aber mit dem Alter kommt die Erfahrung natürlich einem zu Gute – so richtig schlechte „Tage danach“ gibt es nicht mehr, „man“ kann doch vorher stoppen.
Ein aus meiner Sicht eigentliches Ärgernis ist die blöde Plaquette (Basler verzeiht mir; eine Art Pin gegossen in traditioneller Weise der das Sujet der Fasnacht bildlich darstellen soll). Das Teil an sich selbst ist noch nicht mal das eigentliche Problem – obwohl dieses wie jeder andere Pin auch Löcher in die Winterjacken macht. Ich empfinde das irgendwie immer als „wer in die Stadt will an den Tagen muss Eintritt bezahlen“. Natürlich gibt es keine Pflicht eine solche zu kaufen und der Erlös kommt auch den richtigen – nämlich den Aktiven und den Organisatoren – zu Gute, im Prinzip also eine gute und reine Marketingangelegentheit zur Finanzierung. Trotz allem sind mir die Verkäufer manchmal zu aufdringlich. In diesem Jahr hatte ich es zum ersten Mal gewagt ohne eine solche an die Fasnacht zu gehen und siehe da, hat funktioniert. Aber eigentlich „sollte man“ halt eine kaufen um den Anlass etwas mit Finanzen zu versehen.
Zurück zum Thema „Party machen“. Wie immer wenn viele Leute zusammen kommen und nicht alle einer eigentlichen Mission folgen (wie die aktiven Fasnächtler) kommen solche hinzu, die als Trittbrettfahrer die Party missbrauchen möchten. Leute, welche die Fasnacht als die Gelegenheit nutzen sich mal wieder so richtig zu besauffen. Die Ausrede ist durch die Veranstaltung gegeben, kommt halt während der Fasnacht vor. Ich finde, das extensive Sauffen hat an der Fasnacht genau so wenig zu suchen wie sonst durchs Jahr. Dass das nicht alle so sehen zeigt ein Gang durch die Stadt am Morgen – da muss man schon ein bisschen schauen wo man hin tritt (bähh – das habe ich natürlich noch nie absichtlich gemacht, ich habe aber viele Jahr mitten in der Innenstadt gearbeitet, musste also durch die „gefährlichen Zonen“ einfach durch).
Ebenso gibt es den Begriff des „Fasnachts-Schätzeli“ – tönt herzig, ist aber auch nichts weiter als Fremdgehen – vielleicht in betrunkenem Zustand (wird’s dann besser…??). Auch in dem Bereich verstecken sich wohl die/der (braucht ja schon irgendwie zwei – es werden wohl nicht nur verheiratete Männer mit Single-Frauen anzutreffen sein….) eine oder andere auch dann hinter einer imaginären Maske (Achtung, in Basel selbst unbedingt „Larve“ zu nennen, nie Maske, nie nie…).
Fazit: Ich finde es mega toll dass eine Schweizer Stadt mehr oder weniger lahm gelegt werden kann für eine solche Veranstaltung. Das muss auch in unsere hektische Welt einfach irgendwie rein passen! Für mich selbst reicht da meist der eine oder andere Besuch, meistens verläuft der sehr angenehm und ist schön. Dass einige (Aktive wie Passive) die Veranstaltung „missbrauchen“ um Dinge zu rechtfertigen, die sie sonst nicht machen würden – ihre Sache, muss mich nicht interessieren. Ich wünsche allen Aktiven ein gutes Jahr und schon jetzt eine schöne Fasnacht 2017.
Und für alli do no e schöni Ergläärig vo dr Basler Fasnacht vo dr TagesWoche 🙂