Am Wochenende war mal wieder Street Parade in Zürich. Der Anlass hat gemäss offiziellen Messungen gut eine Million Leute auf die Strasse gebracht. Ein Erfolg auf ganzer Linie – und was waren die Schlagzeilen danach: „So blutig war die Street Parade“ oder „Die Street Parade wird immer dreckiger, 129 Tonnen Müll“.
Ist denn die Veranstaltung sooo schlimm? 129 Tonnen Müll, ja, tönt nach viel. Kleiner Vergleich speziell für Basler, die Fasnacht verursacht ca. 300 Tonnen Müll pro Jahr in drei Tagen – so gesehen eine sehr ähnliche Menge. Unfälle – ja, die gibt es in solchen Anhäufungen von Menschen immer mal wieder, speziell wenn der eine oder andere betrunken (nochmals ein Vergleich – tatsächlich habe ich während der Fasnacht auch schon betrunkene Menschen gesehen…) oder mit Drogen sich abgefüllt hat (…das denke ich ist an der Fasnacht vielleicht weniger ein Thema).
Die Menschenmassen lassen es schlicht nicht zu einen Abfalleimer zu suchen und den Abfall weg zu werfen, man würde nie durch kommen. Natürlich könnte man allen Abfall auch mit nehmen – aber mal ehrlich, das kann nicht funktionieren. Also liegt es halt auf dem Boden, ein Teil des Anlasses (dafür hat er unter anderem eine Bewilligung erhalten) ist das Aufräumen. Mir scheint, als ob die Stadt Zürich (wie auch Basel nach der Fasnacht) darauf sehr gut vorbereitet sind und nicht derart überrascht wie die Medien.
Wieso schreiben die denn so negativ? In einem anderen Blog habe ich vom „Sittenzerfall“ gelesen, Dinge einfach auf den Boden werfen macht man nicht – hmmm – an der Fasnacht schon, ich sag sogar den Kindern „jetzt könnt ihr den Dreck einfach fallen lassen, Kübel die noch Platz hätten gibt es so oder so keine“. Da habe ich noch selten Sittenklagen gehört.
Vielleicht ist der Ruf (den der Anlass wahrscheinlich zu Recht hat) als Drogeneldorado mit schuld daran, dass sich Leute mal grundsätzlich aufregen darüber und somit beim „Abfallberg“ oder bei den Einsätzen der „Rettungsdienste“ konkrete Ansatzpunkte für Kritik finden können.
Es wäre ja peinlich zu reklamieren, dass fast eine Million Menschen eine gute Zeit haben und man das nicht tolerieren mag. Gute Stimmung wenn man selbst das nicht mag, natürlich ein Problem! Klar, als Anwohner und direkt Betroffener ist das mühsam wenn man zum Beispiel die Musik nicht mag. In der Basler Altstadt wird man um 4 Uhr früh geweckt – auch wenn man die Fasnacht nicht mag. Es gehört halt dazu und unter anderem aus diesen Gründen wohnen nicht alle Menschen in Städten. Es gibt dort halt Tage im Jahr, an denen man entweder mit Ohrstöpseln lebt oder halt einen Kurztripp plant.
Wie so oft wird unterschiedlich beurteilt – Raver sind Drogenkonsumenten und die Musik ist so oder so doof – also wird verurteilt. Ich hoffe, dass sich weder die Organisatoren (die haben sich sicherlich schon daran gewöhnt, ist ja in jedem Jahr die selbe Geschichte ausser wenn das Wetter mies ist und nur halb so viele Leute kommen…) noch die Stadt hier beugen lassen. Solche Veranstaltungen müssen einfach möglich sein im Sinne der Nutzung der Stadt als sozialem Raum.
Fazit: Weiter so, Abfall wird es immer geben (vielleicht nächstes Jahr 130 Tonnen, dann könnte man wieder von einem Rekord reden) und das eine oder andere Techtelmechtel im Umfeld wird auch nicht zu verhindern sein. Auch daran sollten wir gewohnt sein, im Umfeld von Fussballspielen auch oft zu beobachten ohne dass von grossem Sittenzerfall gesprochen wird. Auf viele weitere Jahre Street Parade – nebenbei, ich war noch nie dabei, auch wenn ich die Musik an sich mögen täte. Lasst den Leuten den Spass, wem es nicht passt, kurz verreisen bis am nächsten Nachmittag, dann ist schon fast nichts mehr sichtbar davon.