Alle grossen oder grösseren Städte Europas die ich kennen gelernt habe, haben eines gemeinsam, sie besitzen eine möglichst grosse Fussgängerzone. In diesen Fussgängerzonen soll es den Menschen die in diesen Städten leben gut gehen, diese sollen Erholung bieten und beherbergen all das, was eine grosse Stadt letztendlich mit ausmacht – Geschäfte! Das können Boutiquen, Läden, Restaurants und Kaffees sein oder was irgend jemandem sonst noch als Business Modell in den Sinn gekommen ist.
Nun nähert man sich einer solchen Zone auf verschiedenste Arten, ich versuche mich meist zu Fuss dahin zu begeben weil ich so einfach viel mehr davon mit kriege, was so läuft. Stadtplan in die Hand (ich will tatsächlich nicht mit dem Handy vor der Nase und einem „virtuellen Stadtführer“ durch eine Stadt gehen – egal wie „In“ oder „Hipp“ das gerade sein mag..) und losmarschiert. Zu Fuss gibt es auch eindeutige Erkennungsmerkmale, dass man die Kernzone erreicht hat. Dies Merkmale sind die Leuchtreklamen von McDonalds (Trademark) oder Burger King (natürlich auch Trademark) oder beiden. Je nach Land oder Stadt noch KFC (Trademark) und Hard Rock (Trademark).
Aha, klar, das Rathaus (kein Trademark und keine Leuchtreklame) steht da auch noch, tagsüber sogar sichtbar, nachts geht das dann im Lichtermeer der Verpflegungsketten unter. Ein paar Schritte dann beginnt das grosse Einerlei des Einkaufstourismus. Auf den Hauptachsen dieser Zonen können sich meist nur noch grosse Konzerne die Preise leisten. Daraus folgt, dass es Zonen gibt mit H&M, Zara usw… (alles Trademarks) und irgendwo weiter entfernt oder in seitlichen Gassen die grossen Luxuslabels ihre Läden haben. Von Lokalkolorit oder gar lokalen Marken ist nicht viel zu sehen. In einer sehr kleinen Stadt war das „lokalste“ Angebot in der Kernzone das Angebot von Immobilienfirmen die Lokale en masse zu vermieten haben.
Durch die Globalisierung und das Einkaufen im Online-Handel sind solche Ausflüge im Prinzip nur noch monoton und eintönig. Etwas Neues zu entdecken ist schwierig und es findet sich ganz sicher nicht auf den Flaniermeilen der Städte sondern irgendwo schon fast versteckt, lokales Wissen wird notwendig.
Aber was findet man überhaupt so an diesen Strassen – Kleider, Schuhe, Taschen, Pizza, Döner und Pubs. Für mich und meine Familie sind Kleider, Schuhe und Taschen relevant (für die Mädels) und Pubs (für mich zum überbrücken von eventuellen entstehenden Wartezeiten). Pizza und Döner ist immer und weltweit gleich (im Grundsatz, die jeweiligen Qualitäten können sehr unterschiedlich sein…), die Geschäfte mit Mode laufen den aktuellen Trends nach (einige schneller einige langsamer, aber alle DEM Trend) und werden somit austauschbar. Was der Preiskampf in dem Segment alles bewirkt an den Arbeitsmärkten in den produzierenden Ländern wird immer wieder ein bisschen aber grundsätzlich immer zu wenig aufgedeckt – was natürlich auch für viele andere Produkte gilt.
Fazit: Für mich sind die Strassen OK, wenn es irgendwo richtig gutes, am besten englisches Bier gibt ;-)! Ansonsten kann ich dem dort gebotenen Einerlei eigentlich nicht sehr viel abgewinnen. Die grossen Mengen an Leuten die jeden Tag unterwegs sind zeigen mir allerdings, dass wahrscheinlich ich da falsch liege. Ich brauche das auf jeden Fall nicht, ob man es verurteilen soll? Eher nicht würde ich sagen, allerdings sollte eventuell wieder die Individualität und die Qualität in den Vordergrund rücken an Stelle der austauschbaren Quantität die Probleme schafft, welche (oft) auf dem Rücken armer Länder und Völker zu liegen kommen.