Anfang des Jahres habe ich mir ein neues Auto geleistet. Ziel dabei war, die Fahrten zur Arbeit (2015 wohl knapp 50’000km) sollten so angenehm und sicher sein wie nur irgendwie möglich. Keine Priorität in dem Zusammenhang hat somit die Motorleistung – schon aber der Verbrauch und ja, auch ein bisschen die Optik, ist sicher nicht verkehrt wenn mir was Neues auf gefällt.
Familien tauglich – ja, musste es auch noch sein. Da ich kein SUV-Mensch bin, kamen also in erster Linie Kombis in Frage. SUVs sind für mein Empfinden nicht „angenehm“, die hohe Sitzposition löst in mir trotz zugegebener massen besserer Übersicht (je nach Fahrzeug, möchte ich dazu noch sagen…) keine positiven Gefühle aus. Wären hohe Autos fahrsicherer (aktive Fahrsicherheit) wären die Formel 1 Wagen garantiert auch schon höher.
Die Wahl fiel am Ende auf eine Mercedes C-Klasse, Kombi mit viel elektronischem Brimborium. Am meisten gespannt war ich auf die Funktion „Distronic plus“. Tönt irgendwie nicht sexy, dahinter steckt allerdings ein Tempomat, welcher den Abstand zum Vordermann immer hält und auch die Spur hält, also selber lenkt.
Tempomaten hatte ich auch in meinen letzten Autos schon drin. Da war immer klar, wenn die Autobahn frei ist, Tempomat rein, sobald es irgendwo zu stocken anfängt wieder „normal“ fahren weil die ganze Heblerei am Tempomaten dann eher lästig ist (ständig ein- und ausschalten weil wieder auf der Bremse usw.). Genau so habe ich zuerst auch diesen, komplett selbst fahrenden Temomaten benutzt. Bald schon war aber für mich klar, dass sich meine Gewohnheiten in dem Bereich komplett drehen werden.
Wo früher der Tempomat lästig war, ist dieser all sein (vieles) Geld wert! Im stockenden Verkehr! Tempomat rein und weiter träumen. Das Auto fährt sauber hinter dem Vordermann, bis 30km/h gänzlich ohne mein Eingreifen, ab 30 muss ich das Lenkrad halten damit das System sich nicht selbst ausschaltet (gesetzliche Vorgabe, nötig wäre das wohl nicht zwingend…). So lässt es sich morgens oder abends im stockenden Kolonnenverkehr bestens aushalten, nichts zu tun, telefonieren, Mails lesen (uups, okokok, das sollte man nicht tun) und unter Umständen beantworten (uuuuups, das sollte man definitiv nicht tun).
Das Verhalten hat sich somit komplett umgekehrt, wo ich früher „selbst“ fuhr fährt heute mein Auto, wo ich mich früher zumindest was die Geschwindigkeit anging habe fahren lassen fahre ich jetzt selbst.
Vertrauen – hmmm – ist so eine Sache. Das System ist an sich recht zuverlässig, aber in einigen Situation doch überfordert. Wenn sich einer in die Spur rein drückt bin ich mir sicher dass ich einen Crash provozieren könnte – wobei was heisst Crash provozieren, ich kann ihn nur verhindern, crashen würde das Auto schon ganz von selbst. Ich bin sicher, dass alle Mercedes Verkäufer und Marketing Leute diese Aussage nicht akzeptieren würden, bleibe aber dabei.
Generell bin ich absolut davon überzeugt, dass die für all diese Funktionen notwendige Software noch recht weit weg von perfekt ist. Der Parkassistent zum Beispiel braucht mehr Platz als ich um zu parkieren und schrammt schon auch mal die Felge an den Bordstein. Ebenso verstehe ich nicht, dass meine Auto selbst fährt, wenn es sich dann „verfährt“ und ein anderer Assistent warnt, dass ich eine Linie überfahre muss ich wieder selbst eingreifen. Das Zusammenspiel der Komponenten ist sicherlich noch zu verbessern.
Fazit: Das Auto selbst ist das beste Auto das ich je hatte. Schön von aussen, sehr schön Innen, komfortabel, sehr ruhig und Dinge wie Ionisierung gegen Gerüche im Innenraum, eingebauter Duftspender (die teure Alternative zum Duftbaum), belüftete und beheizte Sitze, alles ganz toll. Die elektronischen Hilfen helfen tatsächlich viel, sind aber doch immer mal wieder überraschend früh am Ende ihrer Möglichkeiten. Ich würde die trotzdem alle wieder bestellen – im Urlaub im Mietwagen merkt man nämlich immer wieder, wie unglaublich selbstverständlich solche Funktionen in kürzester Zeit werden. Wenn einer im toten Winkel fährt, dann piepst das Auto, sonst ist da keiner – beim Umsteigen auf andere muss man sich immer der Möglichkeiten bewusst sein.