Gut, ich gebe zu, Lifte sind es vier! Nur laufen zwei davon parallel denselben Berg hoch und ob nun Piste links oder rechts davon, das kann man von beiden Liften aus wählen. Für mich also eher drei statt der im Plan vermerkten vier Skilifte. Und ja, es handelt sich um die eher altertümlich wirkenden Skilifte bei denen man mittels Kunststoffbügel (ist das schwarz/orange da eigentlich eine Norm oder „Zufall“….) auf den Skiern oder Boards hoch gezogen wird.
Wie kamen wir überhaupt auf die Idee, dahin in den ersten Winterurlaub seit langem zu verreisen? Im Sommer – schon damals waren wir auf diesem Berg (den Namen werde ich hier nicht erwähnen – uns gefällt das dort solange es nur wenige Touristen hat, also bloss keine Werbung ;-)) in einer kleinen, eigenen Holzhütte und haben das Erlebnis genossen. Damals waren wir beeindruckt von den Wanderwegen, die keine waren (nur Wegweiser in die „allgemeine Richtung“ gibt es, den Weg zu suchen ist jedem selbst überlassen) und von der heimeligen Umgebung. Deshalb dachten wir, ja, hier gibt es keine Trubel, auch im Winter nicht, hier versuchen wir es mal wieder mit Skifahren.
Angereist – und ja, sehr wenig Schnee obwohl der Ort auf rund 1600 M.ü.M. liegt. Keine Seltenheit in dieser Saison – also wir nach Weihnachten nach Hause fuhren mass unser Auto im Churer Rheintal 16 Grad Celsius – plus, wohl verstanden. Minus hätte eher in die Jahreszeit gepasst, wäre aber viel unangenehmer gewesen ;-)! Auch kleinste Orte wie unsere Wahl haben sich gerüstet und zumindest eine Piste war mittels Kunstschnee präpariert und gut befahrbar. War auch kein Problem, weil Leute – nee, da hat es nur sehr wenige! Natürlich war es etwas enttäuschend, dass wir nicht direkt auf unseren Balkon fahren konnten, das wäre bei guter Schneelage problemlos möglich, die Piste verläuft nur einige Meter daran vorbei – aber man kann den Schnee halt nicht herbei zaubern.
Im Vergleich zum Sommer ist die Gastronomie geradezu explodiert – es gibt jetzt ein Restaurant und eine Schneebar! Die (Schnee-)bar – Schnee hatte es ja noch fast keinen – haben wir täglich besucht und so eine weitere ganz tolle Seite solch kleiner Gebiete kennen gelernt. Schon am zweiten Tag war eigentlich klar, dass ich eine „Schneider Weisse“ trinken möchte – ab dem dritten Tag hätte ich vor der Türöffnung „heute nicht“ rufen müssen, das Bier stand mehr oder weniger bereit.
Die Barkeeperin war rasch der Liebling unserer kleinen Tochter und wir haben in der Schneebar über Gott und die Welt und die Region diskutiert. Ebenso haben wir die Skilehrer und das ebenso arbeitslose Liftpersonal bestens kennen gelernt. Alle Geschichten gehört – und wir wurden spätestens am dritten Tag „in die Familie“ aufgenommen. Aussagen zu Skifahrern wir „die kenne ich, die kommt schon viele Jahre hierher“ waren an der Tagesordnung – man kennt sich.
Wir wurden sogar gefragt, ob wir nicht die vom Sommer sind, welche am (ausverkauften) 1. August Grill nach Hause gingen und mit den eigenen Würsten zurück gekommen waren. Irgendwie hat man also auch uns schon gekannt…
Skifahren – ja, am letzten Tag wurden alle Lifte geöffnet und es war wirklich richtig schön. Die paar Lifte haben nicht die Kapazität, um die Pisten zu verstopfen. Wir sind am Lift angestanden, klar, fünf Minuten, vielleicht mal etwas mehr – aber auf der Piste war Platz, immer schön alle 10 Sekunden zwei Skifahrer gehen den Berg hoch, das ergibt „leere“ Abfahrten. Ich frage mich da, ob das nicht die bessere Lösung war. In vielen Gebieten heute steht man nicht mehr an, mit 8-er Sesselliften kommen alle 10-15 Sekunden an Stelle von zwei Skifahrern halt 8 oben an. Nicht alle Gebiete konnten das mittels Ausbau der Pisten kompensieren, oft ist ja da regelrecht Stau auf der Piste.
Von Unfällen durch zu schnelle Skifahrer wird berichtet – alles wird auf das Material und die zu hohe Risikobereitschaft dieser geschoben – aber habe nicht die Berg hoch Kapazitäten dies verursacht oder zumindest verschärft?
Fazit: Skifahren hat – obwohl wir am Ende gar nicht oft dazu gekommen sind – richtig Spass gemacht. Freie Fahrt auf der Piste, Immer schön Platz in der Bar am Abend und danach bei einem Ofenfeuer am Tisch sitzen und auf ein absolut nicht bebaute Bergflanke schauen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nicht zum letzten Mal dort waren – vielleicht, wer weiss, auch wieder zum Skifahren. Oh, habe noch was vergessen, für einen Tag Zermatt-Skipass erhalte ich eine halbe Woche – ein unfairer Vergleich was die gebotene Leistung angeht – aber absolut gesehen kann ich für viel weniger Geld voll relaxed Skifahren. Irgendwie auch eine Überlegung wert……