Wie viel „mag ich nicht“ kann man professionell überspielen?

Wer kennt das nicht – es braucht bei einer Zusammenarbeit immer verschiedene Personen, einige davon mag man besser, einige weniger. Nun habe ich mich gefragt (eigentlich aus aktuellem Anlasse im weiteren Umfeld – also auch diesmal sind keine Arbeitskollegen hier gemeint), wie viel „den/die mag ich nicht“ kann man überhaupt akzeptieren oder wie viel ist möglich, ohne dass die Gesamtleistung darunter leidet.

Nun, zu einem Schluss bin ich definitiv in dieser Frage nicht gekommen, aber doch zu einigen für mich gültigen Erkenntnissen. Vielleicht die wichtigste Erkenntnis ist die, dass es extrem entscheidend ist, in welchen Bereichen ich jemanden „nicht mag“! Geht es da zum Beispiel um die Arbeitsweise wird das recht schwierig – man kann sich dann ja nicht hinter der Arbeit verstecken – somit ist es auch nicht möglich, professionell einfach weg zu sehen.

Ganz anders verhält sich das bei persönlichem „mag ich nicht“. Allerdings gibt es auch da deutlich unterschiedliche Ausprägungen – einige sind mir ganz egal, andere gehen auch da nicht. Was mich normalerweise überhaupt nicht stört sind Unterschiede in der Gesinnung – ob nun ein Mensch religiös, nicht religiös, politisch eher links oder eher rechts sich sieht – das ist mir absolut egal. Natürlich gibt es auch da Grenzen, Rechtsradikale finde ich nicht sympathisch und ich könnte wohl auch mit keinem vernünftig zusammen arbeiten. Ich stelle auch fest, dass die Grenze zum „was ist noch ok“ natürlich von meiner eigenen Einstellung abhängt – zum Beispiel ertrage ich Linke „länger“ als „Rechte“ – weil ich selbst mich eher links sehe und somit deren Werte mir näher liegen.

All diese Dinge sind irgend wie greifbar – aber die echten Schwierigkeiten kommen meist nicht von da. Da können Probleme meist benannt, diskutiert und eventuell aus der Welt geschaffen werden. Echt problematisch wird es bei „den/die mag ich nicht, aber frag mich nicht weshalb“! Oft wird diese Situation ja bezeichnet mit „die Chemie hat einfach nicht gestimmt“. Man weiss es selbst nicht, wieso man jemanden nicht mag, man mag den halt einfach nicht! In solchen Fällen bin ich meist machtlos – ich schaffe es nicht, an der Person mit aller Gewalt das Gute zu finden und damit zu leben – ich will das eigentlich gar nicht tun, weil ich mag die Person ja nicht – ein Teufelskreis!

In diesen Fällen entscheidet dann im profesionellen Leben halt nur noch die Frage, wie nahe muss man zusammen arbeiten, wie lange sind die Zeiten, die man zusammen verbringen muss und ist in den Projekten wo beide betroffen sind ein Konsens wichtig. Muss ich als Projektleiter mit jemandem zusammen arbeiten den ich nicht mag, der aber einfach Resultate liefern muss – kein Problem, alles messbar, alles unter Kontrolle. Befindlichkeiten sind egal in dem Moment. Muss ich aber das Ziel gemeinsam erreichen wird ganz sicher die Produktivität eingeschränkt durch diese persönlichen Dinge – mehr Reibung untereinander dürfte nicht zu vermeiden sein.

Fazit: Es gibt kein „wenn ich jemanden 50% nicht mag geht nichts“ sondern alle Grenzen sind fliessend und ob man sich noch zusammen rauffen kann, soll oder will hängt von zu vielen Faktoren ab. Ich habe einiges zu dem Thema gelesen und einige Psychologen kennen viele Tricks wie man sich selbst überlistet – aber irgendwie bin ich zu blöd für solche Tricks, mein Hirn erklärt mir bei jedem Trick, dass es eben ein Trick ist und gar nicht so ist, wie ich mir das einrede! Einen Fakt für mich habe ich herausgefunden – wenn ich jemanden auf den ersten Blick nicht mag, dann bleibt das in den aller meisten Fällen für „immer und ewig“ so – das ist aber glücklicherweise auch umgekehrt der Fall.

Fazit II: Wenn man irgend wo merkt, das läuft auf der persönlichen Schiene nicht gut – sofern möglich sofort abbrechen und versuchen anders zu besetzen! Wenn sich Leute zusammen rauffen müssen ist die Zusammenarbeit immer behindert.

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