Durch die Zweiteilung unseres Sommerurlaubs verändert sich nicht nur der Ort des Urlaubs, sondern auch grundsätzlich die Art. In Italien sind das typische Meerferien. Aufstehen um 10 oder so, Morgenessen um 11, bisschen im Pool baden, danach ans Meer, Apéro trinken an der Strandbar, zurück in die Wohnung, Apéro fortsetzen, kochen oder Essen gehen, eventuell Abendunterhaltung – um 23 Uhr wieder im Bett, etwas lesen, schlafen und von vorne beginnts…
Anders in den Bergen, es macht natürlich keinen Sinn, in den Bergen nur auf der faulen Haut rum zu liegen, die Tage laufen deutlich anders ab. Diesmal kam allerdings hinzu, dass das Wetter derart gut war und die Bergseen so warm, dass wir durchaus auch zwei ähnliche Tage dabei hatten (einfach mit einer eher kleineren Wanderung zwischen Morgenessen und baden….).
Womit erholt man sich nun besser vom Alltagstrott? Schwer zu sagen, bei mir funktioniert eigentlich beides recht gut. Grundsätzlich würde ich sagen, ist aktiver Urlaub im Prinzip wirkungsvoller weil die Zeit genutzt wird und somit nicht viel davon übrig bleibt um „falschen“ Gedanken nach zu hängen. Allerdings stimmt gerade das bei mir nicht zwingend. Mein Gehirn hat sich wohl daran gewöhnt, dass Problemchen und Probleme beim Radfahren verarbeitet werden – somit fange ich immer an, irgend etwas zu studieren beim Radfahren (und irgend etwas zu studieren gibt es immer…..). Erstaunlich da ist, dass in der ersten Woche da oft noch Fragen der Arbeit auftauchen – in der zweiten verschwinden diese ganz um danach in der dritten Woche Urlaub wieder zurück zu kehren. Der „tiefste“ Punkt eines Urlaubes scheint also irgendwo in der Mitte der Zeit zu liegen.
Um diese Fahrradstudien abzustellen gibt es auch das Mittel den Puls nie unter 160 fallen zu lassen – das kann in den Bergen funktionieren, in eher ebenen Regionen kriege ich das nicht hin – wenn ich nicht gegen einen Hügel kämpfen kann, lasse ich das lieber bleiben!
Das schöne beim passiven Urlaub ist halt die Faulheit – ich geniesse das richtig um 10 Uhr morgens so richtig faul aufzustehen, fast nicht aus dem Bett zu kommen obwohl 10 Stunden Schlaf ja wirklich reichen. Darin liegt für mich der grosse Erholungswert des passiven Urlaubs – VIEL Schlaf, viel mehr als zu Hause, eigentlich auch mehr als notwendig. Ich habe das Gefühl, da wird so einiges regeneriert und neu „geladen“. Ebenso geniessen wir halt immer das Einkaufen und das Kochen wie auch das ohne grosse Koordination mögliche gemeinsame Essen am Tisch (das ändert sich jetzt wieder, ein Tag eine Tochter im Training, am anderen Tag die andere, am dritten sonst was, am vierten Ausgang mit Kollegen usw…). Normalerweise ist das nicht über viele Tage hintereinander möglich bei uns, auch wenn das etwas ist wo wir uns dafür bemühen in der Familie.
Bei aktiven Ferien ist auch die Müdigkeit ein schöner Teil – aber die am Abend halt. Nach einer ausgedehnten Wanderung in Bergluft, nach einer Biketour in den Bergen hat man so diese Schwere, die einfach nur glücklich macht – allerdings verhält es sich da mit dem Kochen und dem Nachtessen genau umgekehrt, dies wird dann eher mal zur Pflichtübung. Vielleicht kennen es einige, hungrige und müde Kinder sind jetzt nicht das, was man sich wünscht, auch wenn man sich gewünscht hat Eltern zu werden ;-)!
Was bedeutet eigentlich „aktive“ oder „passive“ Ferien? Da würden wohl die Meinungen massiv auseinander gehen! Für mich ist es nur dann aktiv, wenn ich selbst körperlich gefordert werde. Aktiv im Sinne „ich versuche alle Angebote der Animationsgruppe erachte ich als passiv, ich konsumiere ja einfach Inhalt und Beschäftigungen. Klar kann man sich dort „aktive“ Dinge leisten (Sport, Tanz usw….) und somit aktive Ferien verbringen. Was ich hier als nicht aktiv deklarieren möchte sind Dinge wie sich auf irgend einem aufblasbaren Teil hinter einem Schiff herziehen zu lassen um dann nach vier Minuten ganz zufällig und unerwartet mitten im Meer abgeworfen zu werden ;-)! Lustig, klar, aktiv – eher nicht!
Aktive Ferien haben für mich ein riesen grosses Problem. Viele – gar die meisten – der aktiven Dinge die wir tun sind extrem abhängig vom Wetter. Letzte Woche in den Bergen war schlicht alles möglich, das Wetter perfekt, die Temperaturen ebenso. Anders verhält sich das oft in unserem Herbsturlaub im Engadin – wir sind schon angekommen und der Parkplatz vor der Wohnung war schneebedeckt – das geht dann einige an aktivem Urlaub unter. Erschwerend dann – die passiven Möglichkeiten sind weit weniger ausgeprägt.
Fazit: Beide Arten von Urlaub mag ich, gefallen mir und ich erholte mich auch bei beiden sehr gut. Bei den passiven Varianten wählt man oft im Voraus schon eine Destination, die genügend Möglichkeiten des gepflegten Nichtstuns anbieten. Aktiver Urlaub ist heikler in Bezug auf die Möglichkeiten, weil „aktiv“ für mich irgendwie mit „Natur“ zusammen hängt und somit mit „Wetter“ verbunden ist. Ich möchte weiterhin in der Lage sein, beide Arten im richtigen Mass geniessen zu können – müsste ich mich festlegen, würde ich den aktiven Urlaub wohl favorisieren.