Mit dem Fahrrad ans Strategiemeeting – ein Selbstversuch

Schon im letzten Jahr habe ich mir vorgenommen mal von der Arbeit in Zürich mit dem Velo nach Hause zu fahren. Leider habe ich das nie hin gekriegt, Wetter und andere Umstände haben den Plan jeweils kurzfristig vernichtet. Nun wurde ich eingeladen zu einem eineinhalb Tage dauernden Meeting in Baden, startend am ersten Tag mit dem Mittagessen.

Das war jetzt wirklich die Gelegenheit, jetzt oder nie. Ich habe also beschlossen mit dem Fahrrad an dieses Meeting zu fahren und wenn das Wetter und mein „Zustand“ das zulassen auch wieder nach Hause. Um ganz ehrlich zu sein, um den Zustand habe ich mir nicht viele Sorgen gemacht, unter 100km auf der Strasse sollte eigentlich auch auf zwei aufeinander folgenden Tagen machbar sein. Aber die Rückfahrt konnte halt nicht vor 1800 etwa starten, da waren durchaus ein paar Fragezeichen im Kopf!

Am ersten Tag also auf das Rad und weg gefahren. Eine für mich kleine Überraschung erlebte ich beim Befahren der „nationalen Radrouten“ – diese werden durch die Nummern auf den roten Radweg Wegweisern definiert. Diese Radrouten sind immer schön angelegt, umfahren grössere Agglomerationen oft weiträumig – kurz, eigentlich führen die immer über den „schönsten“ Weg für Radfahrer zum Ziel. Allerdings ist dieser Weg auch deutlich länger als die direkten Routen. So wurden bei der Hinfahrt aus 78 berechneten 97 reale Kilometer.

Zum Glück hatte ich wirklich genügend Zeit eingeplant – es ist nichts lästiger als zu wissen, dass die Zeit knapp werden könnte. Auf dem Fahrrad passiert bei mir dann immer folgendes: ich fahre schneller, achte auf die Zeit und mag kurz vor Schluss fast nicht mehr weil ich vorher immer etwas zu schnell war. Diesmal hat es gereicht, die fast 33 Grad bei Ankunft sprachen auch eine Sprache für sich – 3 Liter Wasser waren bei Ankunft aus dem Rucksack weg!

Gut, kurz duschen, umziehen, trinken – Mittagessen nach dem Eintreffen aller anderen Teilnehmer. Richtig entspannt (wenn auch weiterhin schwitzend) habe ich mich gefühlt. Der Körper ist natürlich ein bisschen müde, aber nicht so, dass sitzen Probleme bereiten würde. Dafür bin ich der Meinung, dass das Gehirn bei der Aktivität sehr viel Sauerstoff abgekriegt hat und so richtig bei der Sache war. Was vielleicht etwas untergeht ist der „Kampfgeist“ – ich denke, man wird etwas sanftmütiger und geduldiger. In meinem Fall ist dies oft nicht als Nachteil zu werten :-)! Die Hinfahrt war eine sehr schöne Fahrt und die Sitzung gut, persönlich habe ich das Gefühl dass diese körperliche Belastung vorher wirklich locker gemacht hat. Ganz sicher hätte sich das Meeting anders angefühlt, wäre ich direkt vom Bürostuhl mit dem Auto an den Mittagstisch gefahren.

Ich gebe zu, sich um 18 Uhr wieder bei knapp über 30 Grad umzuziehen mit der Aussicht, ca. 4 Stunden zu radeln ist nicht ein sooo tolles Gefühl. So ganz kurz kam schon mal auf, ob das wirklich nötig ist. Da kamen mir allerdings meine Kolleginnen und Kollegen zur Hilfe die fragten „willst Du jetzt wirklich noch heim fahren“ – ja aber hallo, ich bin ein Mann und ich kann das. Aus lauter Trotz wurde aus den leisen Zweifeln absolute Überzeugung.

Was soll ich sagen, auch das war eine herrliche Geschichte. Nach solchen Meetings habe ich im Kopf immer sehr viele offene Punkte. Diese zerren dann entweder am Schlaf an dem Abend – oder aber gehen verloren sobald der Arbeitsalltag mich wieder im Griff hat. In den vier Stunden auf dem Velo (es wurden dann nicht ganz vier) konnten all diese Punkte perfekt abgearbeitet werden – nichts ist „offen“, ich habe für mich in allen Punkten eine Lösung oder einen Ansatz gefunden. Dieses verarbeiten oder auch mal vergessen während des Sports ist so oder so eines meiner Hauptargumente dafür Sport zu treiben. Viel angenehmer als am Tag zuvor war natürlich, dass die Temperaturen auf der Heimfahrt nach liessen und nicht gestiegen sind….und dem Sonnenuntergang entgegen fahren wäre für die Romantiker auch wunderschön gewesen – jaja, ich finde es auch schön, solange ich den Sonnenuntergang sehe regnet es nicht ;-)!

Fazit: Für mich ist das Experiment voll und ganz aufgegangen. Ich war am ersten Tag sehr entspannt und im Kopf frisch und voll dabei. Nach der Veranstaltung war ich in der Lage, alle Gedanken zu ordnen und danach meine „internen“ Entscheidungen zu treffen zu den einzelnen Punkten. Zu Hause angekommen waren familiäre und private Themen sofort auf dem Tisch und präsent – nicht nur halbherzig weil noch so viel im Kopf rum schwirrt von der Sitzung. Ich werde das vermehrt versuchen zu tun  – vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr mal von der Arbeit nach Hause zu fahren. Selbstversuch geglückt – Wiederholung erwünscht!

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2 Kommentare

  1. Alan sagt:

    Tolle Geschichte Tschan. Wäre wirklich mal ein Versuch wert… auch wenn der Steinengraben nicht sooo weit von Dornach entfernt ist 🙂

    1. ….das wäre eine gute Distanz um hin zu joggen, vielleicht täglich….. ;-)!

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