Heute habe ich in einer Schweizer Zeitschrift genau diesen Satz gelesen, Facebook sei der „Schrottplatz der Kommunikation“. Also für mich macht diese bildliche Darstellung keinen Sinn. Ein Schrottplatz ist etwas wo Dinge hin kommen, welche abgenutzt oder verbraucht sind, welche den Zweck für den Sie gedacht sind aus irgend einem Grund nicht mehr erfüllen können.
Mit dieser Definition scheidet „Schrottplatz“ für mich aus in Zusammenhang mit Kommunikation. Allerdings habe ich mir das dann doch noch mal überlegt und ich wäre aus eigener Erfahrung absolut nicht dagegen zu sagen, die Kommunikation dort sei gelegentlich Schrott reif, aber eben leider noch nicht auf dem Schrottplatz sondern auf Facebook. Ganz nebenbei, alle anderen Dienste im Bereich „Social Media“ finde ich ähnlich bedenklich zum Teil. Aber hat das jetzt etwas mit den Diensten zu tun? Nein, auf gar keinen Fall, es sind die einzelnen Menschen, welche vielleicht teilweise nicht wirklich interessante Dinge kund tun.
Daraus entsteht aber grundsätzlich kein Problem, Einträge wie „hmm mein Znüni ist so fein heute“ kann ich problemlos überlesen und es ging mir vor dieser Information genau gleich gut wie nachher. Was ich als eher störend betrachte ist das permanente kundtun von Meinungen über diesen Kanal ohne sich der Thematik anderen gegenüber wirklich zu stellen. Selbst sehe ich zum Beispiel ganz viele Einträge zum Thema Tierschutz – ein Thema bei dem es mir nicht wirklich warm wird ums Herz. Aber ich werde doch ganz sicher nicht in Facebook mit jemandem eine Diskussion eingehen und dann Chat mässig darüber diskutieren, wäre doch doof. Was macht man also, Neuigkeiten nicht mehr anzeigen lassen von der Person……aber wieso sollte man dann überhaupt noch „befreundet“ sein?
So oder so eine Sache für sich, das mit dem „befreundet sein“. Mein reales Leben kennt etwa 5 echte Freunde. Menschen, für die ich da wäre auch wenn es für mich umständlich, aufwendig oder sogar gefährdend wäre (umgekehrt kann ich das natürlich dann nur hoffen, aber ich hoffe mal :-)). Das sind auch nicht zwingend die Freunde, mit denen ich am meisten zu tun habe, der Begriff „Freund“ hat für mich wenig mit Frequenz zu tun. Soziale Medien sehen das ganz anders, cool sind viele Freunde und man ist mit vielen ganz dicke, auch mit denen, die man nur kurz in einer Bar kennen gelernt hat. Ich habe in der Zwischenzeit 101 Facebook Freunde – aufzählen davon könnte ich wahrscheinlich etwa 90 (die anderen 11 hätte ich einfach vergessen) – weil ich kenne diese alle auch persönlich.
Somit ist Facebook für mich tatsächlich eine Art Erweiterung des Freundeskreises, Menschen die ich selbst kenne, mit denen ich aber nie oder nur sehr selten kommuniziere habe ich dort auf einem Haufen zusammen und man tauscht sich doch irgend wie aus. Also alles andere als der Schrottplatz der Kommunikation.
Es scheint mir, dass doch das Mass wie so oft entscheidet. Ich bin schon mit den Meldungen von 101 Facebook Freunden überfordert, es sind einfach manchmal bereits zu viele. Ich bin aber froh darum, auf irgend eine Art verbunden zu sein. Nicht selten dient Facebook als Weg um zum Beispiel für ein Bier abzumachen – damit ist mein Ziel erreicht und meine Erwartungen an Facebook erfüllt. Lose zusammen bleiben, Kontakt halten oder jederzeit herstellen können.
Für mich übrigens fast nerviger sind die so genannten geschäftlichen Netzwerke wie zum Beispiel xing! Bei xing erhalte ich unglaublich viele Einladungen und Mitteilungen über zum Beispiel Kurse die ich besuchen könnte. Das ist an sich gar nicht so schlecht, ich bin ja keiner der keine Werbung will – aber ich kann mir kein Profil aufbauen. Ebenso kommen diese oft aus „Gruppen“, denen ich freiwillig bei getreten bin – halt oft auf Einladung durch Kollegen (bei xing denke ich ist man nicht befreundet…. ). Der Absender versendet an hunderte, und ich bin dann einer davon obwohl mich das Referat „Milchwirtschaft in der Schweiz, ein Politikum“, organisiert vom Walliser Milchverband, durchgeführt heute Abend in Brig um 17.30 nicht interessiert. Dem Netzwerk fehlen meine Angaben, es weiss nicht, ob mich etwas interessieren könnte oder nicht. Das Sortieren der Meldungen bleibt somit mir persönlich überlassen – und dabei geht einiges verloren weil man nur noch kurz drüber schaut und nicht wirklich hin schaut.
Fazit: Hier kann ich mal wieder ein Fazit ziehen. Jeder soll tun und lassen was er will mit Social Media. Für mich ist es in keiner Weise ein Ersatz für persönlichen Kontakt sondern lediglich eine Art Adressbuch – ein Weg, um irgendwie verbunden zu bleiben und erreichbar. Meine Tochter war am letzten Wochenende bei einer Kollegin über Nacht, natürlich war ihr Handy mit dabei, auch wir als Eltern begrüssen das wenn Sie weg ist. Was haben die beiden Girls am Abend gemacht, sie haben zu zweit mit den Handys gespielt zusammen mit anderen Klassenkameraden. Was war das nun, Wegfall von persönlichem Kontakt oder Erweiterung? Für mich klar Erweiterung, sie haben nämlich etwas „zusammen“ gemacht obwohl das physikalisch an dem Tag auf keine Fall möglich gewesen wäre. Wir alten Säcke machen uns da wohl viel zu viele Gedanken um unsere Jugend in dem Punkt, die werden nicht seelisch verarmen und die wachsen mit den Medien auf. Weder das Telefon noch der Fernseher haben den persönlichen Kontakt mit anderen gekillt, auch das Internet und Social Media wird das nicht schaffen – aber es wird Suchtformen geben und es werden zunehmen Personen betroffen sein, das ist auch klar abzusehen.