Passen diese Begriffe so überhaupt in eine Reihe? Wenn ja, was bedeutet denn was? Ich beginne doch mal mit dem Minimum, das ist eine recht einfache Sache. Das „Minimum“ stellt für mich die absolut notwendigen Tätigkeiten jeglicher Art zur exakten Zielerreichung dar – in der Mathematik wäre es „der kleinste Wert“. Es ist das, was genau gebraucht wird, etwas zu erreichen aber eben auch kein bisschen mehr. Und schon komme ich in Probleme: Ist das dann nicht auch das Optimum? Ich will doch gar nicht mehr tun als notwendig für die Erreichung eines Zieles notwendig ist…….
Nach etwas überlegen bin ich für mich zum Schluss gekommen dass das stark abweichen kann je nach Auftrag. Nehmen wir die Schule, Noten von 1-6 (in der Schweiz ist die 6 die beste Note). Um weiter zu kommen oder eine Schule/Prüfung zu bestehen ist eine 4 notwendig. In diesem Falle klar das Minimum weil mit einer 4 oft nicht alle weiteren, möglichen Bildungswege offen stehen. Bei einer 5.5 würde ich da vom Optimum sprechen, da mit dieser Note jede weiterführende Schule möglich ist. 6 wäre das Maximum, aber wozu?? Das Optimum liegt also beim Schulsystem irgendwo zwischen Minimum und Maximum – kann aber auch jeweils genau auf diesen Punkte liegen. Dabei ergibt sich die Schwierigkeit, das Minimum zu „treffen“, ein kleiner Ausrutscher und man gerät unter das Minimum.
In vielen Projekten (und speziell auch in IT Projekten) läuft das aus meiner Sicht irgendwie anders. Verschiedene Interessengruppen definieren ihre jeweiligen Wünsche. Diese streuen sich dann meist zwischen den Extremen – die Fachabteilung will das Maximum und die Geschäftsleitung und die Finanzer das Minimum. Dem Projektteam werden da nahezu immer zwei grundsätzlich gegenläufige Aufträge gegeben – Kosten sparen und Funktionen/Umfang erhöhen. Geht aber nicht – also sind Kompromisse gefragt, irgendwo in der Mitte trifft man sich, also beim vermeintlichen Optimum. Dies stimmt aber in keiner Weise, für niemanden trifft dieses Projekt dann das Optimum, sondern für die einen das Maximum (oder schon darüber) und für die anderen das Minimum (oder schon darunter). Das Finden eines Mittelweges kann also gar nie in einer optimalen Lösung enden sondern immer in einem Kompromiss – welcher natürlich nicht zwingend negativ bewertet werden muss von den verschiedenen Parteien! Somit gibt es aus meiner Sicht kein grösseres, optimales Projekt – das optimalste (natürlich gibt es diese Form nicht) wäre den Stakeholdern eine Mischung von maximalen und minimalen Endzuständen anzubieten, mit welchen beide sehr gut leben können – ob das möglich ist oder nicht, viel Literatur und Presse lässt mich an der Machbarkeit dessen zweifeln. Nebenbei ist das Projektteam welches die Verteilung der Aufgaben hat wirklich immer arm dran – von allen Seiten bedrängt hat man am Schluss etwas gemacht, mit dem im besten Fall alle Leben können, kein wirkliches Kompliment, denke ich.
Sport – nochmals eine andere Geschichte. Je nach Ausprägung (Impuls, Kondition usw.) sehr verschieden, aber ganz klar gibt es hier im Training ein Maximum. Anzahl Stunden, maximale Pulszahl und so weiter – man kann den Körper nicht überlasten, ansonsten geht der Trainingseffekt wieder rapide zurück. Also ist hier das Optimum nie auf dem Maximum sondern immer darunter. Ich bin geneigt zu glauben, dass das Minimum in diesem Falle das Optimum darstellt. Möglichst wenig tun mit dem maximalen Effekt. Natürlich kommt es da drauf an, wo man am Ende stehen will. Will man mit den besten mithalten, muss man sicherlich mehr (viel mehr) trainieren – da man aber an erster Stelle auch viel Talent braucht um überhaupt eine Chance zu haben stimmt wohl möglichst wenig auch wieder, von zwei eigentlich gleichwertigen Sportlern ist sicher der „besser“, der das mit weniger Training schafft. Will man aber (wie zum Beispiel ich) nur ein paar Touren überleben – dann geht es klar um das Minimum. Da aber nicht, weil man sich nicht selbst überlasten will sondern ganz einfach nur darum, dass nicht mehr Zeit bleibt nebst den anderen Nebensachen (Familie, Beruf und so Zeugs….).
Fazit: Optimum passt nicht in die Reihe, das Optimum ist dynamisch und situativ an anderer Stelle irgendwo zwischen oder auch direkt auf den Extremen. Allerdings in den meisten Fällen nicht erstrebenswert ist die Art des Optimums, welche auf oder sehr nahe am Minimum liegt. Die Gefahr doch noch drunter zu rutschen ist einfach zu gross. Die maximal mögliche Leistung scheint mir auch nur dann erstrebenswert, wenn sie quasi zufällig entsteht als eine Art „nicht treffen des Optimums“ – halt nach oben, nicht nach unten. Ich persönlich werde weiterhin (in manchen Fällen leider) dazu tendieren das zu tun, was es braucht und nicht unbedingt viel mehr…..das identische Verhalten meiner Kinder in der Schule nervt richtig ;-)! In diesem Sinne:
Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe!
:-)!