Mein Fazit: Es wird niemandem je schaden, eine Zertifizierung zu machen. Im Gegenteil ist es bei der Erstauswahl/Grobsortierung von Bewerbungsdossier von hoher Wichtigkeit, die geforderten Zertifikate beilegen zu können. Sobald man diese ersten Hürden geschafft hat denke ich, ist ein Zertifikat nicht mehr so wichtig, aber eben, die erste Hürde ist manchmal schon eine Hohe….
Das Meta-Fazit: Alle Zertifizierungen machen, zu welchen man in der Lage ist, es wird keinen Schaden anrichten!
Als Arbeitnehmer wie ich einer bin fragt man sich immer wieder zum Thema Zertifizierungen. Was stellt die Zertifizierung jetzt wirklich dar und / oder welchen Nutzen habe ICH eigentlich davon? Soll ich jetzt einfach alle Herstellerzertifizierungen, welche ich auf Grund meines Wissens bestehen kann auch machen? Oder soll ich andere machen um mein Wissen breiter darzustellen.
Irgendwann gegen Ende der 90er Jahre war ich mal einer von wenigen zertifizierten Epson certified network printer engineers – den genauen Wortlaut kenne ich nicht mehr. Um was ging es, ich konnte schon damals IP-Printer einrichten – etwas was heute vollständig automatisch abläuft. Aber: es war etwas Wert…damals!
Das ist wohl eine der Schwierigkeiten bei IT Zertifizierungen – die Welt dreht sich sehr schnell, die Zertis laufen ab oder machen in der „neuen“ Welt einfach keinen Sinn mehr, weil kein erweiterter Nutzen daraus entsteht, weder für mich noch für einen eventuellen Arbeitgeber.
Wenn ich mich durch Stelleninserate durchpflüge stelle ich fest, es gibt zwei Varianten im IT Bereich. Die einen beschreiben die Skills äusserst detailliert und verlangen teilweise eine ganze Reihe von Zertifikaten – hier oft Herstellerzertifikate zu irgendeiner Technologie. Im Gegenzug wird aber auch oft eine Menge an Erfahrung von den Stellenaspiranten erwartet…nach etwas überlegen durchaus kein Widerspruch. Wenn ich behaupte, dass ich durch die Erfahrung genauso gut werden kann wie ein zertifizierter Spezialist muss ich ja in der Lage sein, die Zertifizierung zu machen – sonst stimmt meine Aussage nicht.
…allerdings bezeichne ich mich auch als erfahrener und nicht gerade Unfall anziehender Autofahrer, trotzdem würde ich voraussichtlich die heutige Theorieprüfung (oder auch meine damalige) nicht schaffen….sollte ich deshalb kein Auto mehr kaufen dürfen?
Was zählt nun mehr, was beweist mehr? Ich glaube, die Frage lässt sich so nicht generell beantworten. Ich gehe davon aus, dass in Grossbetrieben an begehrten Stellen die Dossiers an Hand einer Skills-Liste aussortiert werden – wenn ein Zertifikat fehlt – aussortiert, zurückgesendet. Keine Chance eine Chance zu bekommen.
Etwas kurios – man stellt sich diese Frage fast nur in der IT – in vielen anderen Berufen wird sogar gesetzlich geregelt, was man haben muss um welche Arbeiten auszuführen. Verbindliche Regelung in der IT-Welt dazu kenne ich keine – eventuell branchen-speziell auf Banken, Revisionsgesellschaften, Versicherungen und eventuell sicherheitsrelevanten Bundesbetrieben.
Ein Zertifikat sagt noch lange nicht aus, dass man was kann, sondern lediglich, dass man einmal was wusste. Leider ist es so: Immer wie mehr Arbeitgeber wollen etwas „messbares“, also ein Zertifikat. Erfahrung scheint weniger gut messbar zu sein….